Traumaheilung

  • Somatic Experiencing (SE)

    SE ist ein psycho-physiologisch fundiertes Konzept zur Behandlung und Auflösung von Schock und Trauma, das vom amerikanischen Psychologen und Biologen Dr. Peter A. Levine in jahrzehntelanger Arbeit zusammengestellt und mit viel Erfolg erprobt wurde.

    Es baut auf Beobachtungen in der freien Natur auf: Tiere in der Wildnis sind selten traumatisiert – obwohl  sie regelmässig stark bedroht sind. Sie brauchen innewohnende Mechanismen, die es ihnen erlaben, ihre Selbstregulation in Gang zu bringen und nach einer sie stark fordernden oder überwältigenden Erfahrung hohe Energiemengen aus ihrem Körper zu entladen.

    Diese inneren Abläufe haben zur Folge, dass Tiere eine Art «eingebaute Immunität» gegen Trauma besitzen – sie also dazu fähig sind, problemlos ins normale Leben zurückzufinden, nachdem sie eine lebensbedrohliche Situation hinter sich haben.

    Wenn Menschen in der richtigen Art und Weise unterstützt werden, können auch sie sich von ihren Traumata erholen.

    Trauma-Definitionen

    • «Ein Trauma ist wie eine innere Zwangsjacke, die eine Person innerlich erstarren lässt und einen erlebten Augenblick in ihrem Gedächtnis einfriert.»
    • «Ein Trauma unterdrückt die Entfaltung des Lebens. Es unterbricht die Verbindung zu uns selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zu unserer geistigen Quelle.»
    • «Das Trauma steckt nicht in einem bestimmten Ereignis, sondern im Nervensystem der betroffenen Person.»
    Peter-A-Levine

    Dr. Peter A. Levine hat während mehr als 40 Jahren die menschlichen Reaktionen auf Stress und Trauma intensiv studiert und gilt als führender Fachmann im Bereich der somatisch ausgerichteten Traumalehre. Er promovierte in medizinischer Biophysik und in Psychologie. Er war Berater für die NASA während der Entwicklung des Space Shuttles, und hat an zahlreichen Kliniken und Schmerz-Centern in den Vereinigten Staaten und Europa gelehrt. Zudem ist er Gründer und Ehren-Präsident der «Foundation for Human Enrichment» in Lyons (Colorado), einer Non-Profit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, unnötige Traumatisierungen von Kindern und Babys zu verhindern. 

    Er ist Autor der Bestseller «Traumaheilung» (Synthesis-Verlag), «Verwundete Kinderseelen heilen» (Kösel Verlag) und «Vom Trauma befreien» (Kösel Verlag). Sein neuestes Buch „Sprache ohne Worte“ ist soeben erschienen. Peter Levine wurde mit dem 2010 "Lifetime Achievement Award" für besondere Verdienste im Bereich der Körperpsychotherapie ausgezeichnet.

    Siehe auch -> Was ist  Somatic Experiencing (SE)®  und wie läuft eine Sitzung ab?

    Buchempfehlungen

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  • Buchempfehlungen Trauma

    Trauma Heilungtrauma-heilung-levine

    Das Erwachen des Tigers. Unsere Fähigkeit, traumatische Erfahrungen zu transformieren Taschenbuch

    von Dr. Peter A. Levine

    Buch / ISBN: 978-3-922026-91-4

    Im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Sicht können Traumata geheilt werden. In vielen Fällen sind dazu nicht einmal langwierige Therapien, kein schmerzhaftes Reaktivieren von Erinnerungen und keine Dauermedikation erforderlich. Alte Traumasymptome sind Beispiele für gebundene Energie und vergessene Lektionen des Lebens. Mit der Information und den Hilfsmitteln, die Ihnen dieses Buch an die Hand gibt, können Sie vermeiden, daß potentiell traumatische Erfahrungen ihre destruktive Wirkung entfalten, und besser mit bedrohlichen Situationen umgehen. Über den Autor: Peter A. Levine, Ph.D., Biologe, Physiker und Psychologe, widmet sich seit 35 Jahren dem Studium von Stress und Trauma und ist einer der anerkanntesten Trauma-Spezialisten weltweit. Nach seinem Bestseller Das Erwachen des Tigers (Synthesis Verlag) und seinem Grundlagenwerk über Traumaheilung bei Kindern und Jugendlichen (Kösel 2005, über 5000 verkaufte Exemplare) erscheint nun endlich sein drittes Buch auf Deutsch. Seine Methode Somatic Experiencing unterrichtet er in vielen Ländern. Zusätzlich zu seiner fachlichen Tätigkeit stellt er sich für die Basisarbeit in Gemeinschaften und Gesellschaften, die durch Krieg oder Naturkatastrophen traumatisiert worden sind, beratend und leitend zur Verfügung.

     

     

    sprache-ohne-worte

    Sprache ohne Worte - Die Botschaften unseres Körpers verstehen

    Das Grundlagenbuch zu Trauma, Selbstregulation und dem Finden von innerer Balance

    von Dr. Peter A. Levine

    Buch / ISBN: 978-3-466-30918-4

    Dr. Peter A. Levine, soeben für sein Lebenswerk ausgezeichnet vom amerikanischen Verband der Körpertherapeuten, ist einer der bedeutendsten Traumaforscher unserer Zeit. Seine Bücher sind internationale Bestseller. "Sprache ohne Worte" stellt den Gipfelpunkt seines Schaffens dar. "Traumatisiert zu sein bedeutet, verdammt zu sein zu einer geistigen Endlosschleife unerträglicher Erfahrungen. In diesem fesselnden Buch erklärt Peter Levine, was bei einem Trauma in unserem Körper und unserer Psyche geschieht, und zeigt, wie die Weisheit des Körpers hilft, es zu überwinden und zu transformieren." Dr. Onno van der Hart, Prof. für Psychopathologie und Trauma, Universität Utrecht "Mit diesem Buch sichert sich Peter Levine seine Spitzenposition auf dem Gebiet der Traumaheilung." Dr. med. Gabor Maté Unsere Fähigkeit zur Selbstheilung Das wichtigste Werk des grossen Traumaforschers.

     

     

    trauma und gedaechtnis

    Trauma und Gedächtnis: Die Spuren unserer Erinnerung in Körper und Gehirn

    Wie wir traumatische Erfahrungen verstehen und verarbeiten

    von Dr. Peter A. Levine

    Buch / ISBN: 978-3466346196

    Können wir unserer Erinnerung trauen? Was ist Erinnerung überhaupt, und wo wird sie gespeichert?
    Diesen Fragen geht der Bestsellerautor und Trauma-Experte Peter Levine in seinem neuen Buch auf den Grund.
    Nach 45 Jahren erfolgreicher Trauma-Forschung und -behandlung kommt er zu dem Schluss: Die einzig verlässlichen Erinnerungen sind die Erinnerungen des Körpers, die dem Bewusstsein nicht unbedingt zugänglich sind. Was wir als Erinnerung oder Gedächtnis bezeichnen, erreicht uns oft unbewusst durch ein Gefühl.

    Wir können lernen, die komplexe Interaktion zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Gehirn und Körper besser zu verstehen und so die Einstellung zu einem erlebten Trauma ändern.

    Dieses wegweisende Buch zeigt, wie Erinnerung entsteht, wo sie sich verbirgt und wie wir ihr auf die Spur kommen können.

     

     

    Traumaheilung durch Radikale Erlaubnis

    Traumaheilung durch Radikale Erlaubnis

    Mein Leben mit Trauma und meine Therapie der Radikalen Erlaubnis

    von Mike Hellwig

    Buch / ISBN: 978-1534765832

    "Ob wir aus den widrigsten Verhältnissen stammen, ob wir geschlagen, sexuell und seelisch missbraucht wurden oder ob wir subtiler gedemütigt worden sind, wir alle haben diesen Gastgeber in uns und können können ihn jederzeit erwecken und durch ihn heil sein. Wenn wir zum Gastgeber finden, war, ist und wird alles in uns gut. In der Gegenwart des Gastgebers gibt es keine Schuld, kein Vergehen, keine Fehler. Angesichts der radikalen Erlaubnis, die der Gastgeber gewährt, brechen alle Widerstände und fallen in sich zusammen. Das Leben fließt frei und ungehindert durch uns durch, und alles, was uns je passiert ist und was wir je taten, tun und tun werden, konnte und kann nicht anders sein, als es ist. Wenn die Erlaubnis unseres Gastgebers den Schmerz jenes kleinen Kindes in uns erreicht, das unsere schlimmste Wunde trägt, so wandelt sie auch diesen Schmerz. In dem Moment, in dem dieser Schmerz vollständig gefühlt werden kann und ganz da sein darf, verwandelt sich unser schlimmster Feind in unseren stärksten und mächtigsten Führer."


    "Nicht durch Zufall schreibe ich Bücher über das innere Kind. Nicht, weil ich in einem wunderschönen Schloss groß geworden bin, mit liebevollen Eltern, die mir alles gaben, was ich brauchte. Ich schreibe diese Bücher, weil meine eigene Kindheit extrem traumatisch gewesen ist. Wenn ich in meine eigene Kindheit zurückgehe, wartet dort ein Junge auf mich, der in einem lebensfeindlichen Umfeld aufgewachsen ist. Die Unschuld und Zartheit dieses Jungen zu retten, ist zu meiner Lebensaufgabe geworden."

     

     

    Die Polyvagal Theorie

    Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit

    Traumabehandlung, soziales Engagement und Bindung

    von Stephen W. Porges

    Buch / ISBN: 978-3944476193

    "Oft ist uns gar nicht klar, wie viele der Signale, die unser Nervensystem empfängt, es zu Defensivreaktionen veranlassen. Wenn bei der Organisation der Umgebung von Menschen neurobiologische Fakten berücksichtigt würden, könnten wir leben, arbeiten und spielen, ohne ständig der Wirkung solcher Signale ausgesetzt zu sein. Gelingt es, diese Art von Stimulation zu verringern, reagiert unser Nervensystem nicht mehr ständig hypervigilant auf mutmaßlich in nächster Nähe drohende Raubtiere und Gefahren anderer Art.... Ich hoffe, es ist mir gelungen, in diesem Buch die besondere Bedeutung des Gefühls der Sicherheit für den Heilungsprozeß zu veranschaulichen. Aus Sicht der Polyvagal-Theorie ist ein Mangel an diesem Gefühl der Sicherheit der entscheidende biobehaviorale Aspekt bei der Entstehung psychischer und physischer Krankheiten." – Stephen PORGES

     

     

    Weitere Bücher von Peter A. Levine:

    verwundete-kinderseelen-heilenkinder-vor-seelischen-verletzungen-schuetzenvom-schmerz-befreitvom-trauma-befreien

     

  • Umgang mit Angst

    Meistens sind unsere Ängste eine Projektion eines traumatischen Erlebnisses, welches sehr bedrohlich für uns war. 
    Mit aller Kraft versuchen wir diesen "Dämon" von uns fern zu halten und geben ihm dadurch immer mehr Macht über uns.
    Die Kunst ist nun, sich der Angst zu stellen, die Angst vor dem Dämon zu überwinden und sich dieser Energie langsam anzunähern.
    Dies braucht eine sichere Umgebung und Vertrauen.
    Und während diesem Prozess der achtsamen Annäherung verwandelt sich allmählich dieser Dämon zu unserem eigenen verlassenen inneren Kind.
    Wir lernen, es wieder anzunehmen, es in unsere Arme und unser Herz zu schliessen – es zu lieben...
    Und so löst sich die Angst auf fast magische Weise auf.

    Die Illustratorin Cécile Carre hat eine wunderbare Abfolge gezeichnet. the ingeration of our daemons bearb

    Bild 1 – Everyday...
     
    Bild 2 –... Trying...
     
    Bild 3 –... to watch...
     
    Bild 4 –... and embrace...
     
    Bild 5 –... my fear...
     
    Bild 6 –... until it disappears completely...
     

    Vielen herzlichen Dank an Cécile und ihre wunderbare Kunst
    -> siehe  Art prints by Cécile Carre

  • Merkblatt

    Emotionale Erste Hilfe 
    für traumatisierte Menschen

    Was nach einem starken individuellen oder kollektiven Schock zu tun – und was zu unterlassen ist:

    • Zunächst sollen Betroffene versuchen, mit ihren Familien und Freunden zusammenzukommen, um sich gegenseitig zu unterstützen.
    • Organisieren und treffen Sie sich in Gruppen: In der Nachbarschaft, in Gemeinschaftszentren, in kirchlichen Räumen oder an anderen Orten, wo Sie mit dem Erlebten nicht alleine sind.
    • Isolieren Sie sich nicht.
    • Versuchen Sie, so schnell wie möglich, Informationen über die Ihnen nahestehenden Menschen zu bekommen. Verfolgen Sie für kurze Zeit die Nachrichten am Fernsehen – aber schalten Sie den Apparat auch wieder für eine gewisse Zeit ab. Beschränken Sie sich darauf, den Fernseher höchstens alle zwei Stunden einzuschalten. Setzen Sie sich nicht wiederholt den traumatisierenden Bildern aus. Es ist äusserst wichtig, sich schnell wieder auf wohltuende und inspirierende Dinge zu konzentrieren, die unsere Gemütslage zu besänftigen helfen, uns stärken und erden. Suchen Sie den Kontakt zu möglichen Unterstützungs- und Beratungsstellen und verbinden Sie sich so mit wertvollen Ressourcen. Unternehmen Sie etwas, das Ihnen hilft, die Aufmerksamkeit auf anderes zu richten – zum Beispiel: Einen Spielfilm anschauen, stricken, kochen, Gartenarbeit verrichten, mit Kindern oder Kleintieren spielen, in die Natur spazieren gehen usw.
    • Bleiben Sie aktiv, verrichten Sie z.B. freiwillige Arbeit im Spital oder anderen Institutionen, spenden Sie Blut. Wenn Sie dazu bereit und in der Lage sind, spenden Sie Geld. Oder bieten Sie den Spezialisten eigens eingerichteter Anrufstellen für verzweifelte Menschen Unterstützung an.
    • Ermutigen Sie die Menschen, ihre Geschichten nicht ständig wieder zu erzählen – und halten Sie sich auch selber daran. Das stete Wiederholen und Erzählen des Erlebten vertieft und verstärkt das Trauma und baut es nicht ab, wie oft fälschlicherweise geglaubt wird. Das heisst nicht, dass Sie sich nicht gegenseitig unterstützen sollen, über die erlebte persönliche Tragödie und die ganze Katastrophe zu sprechen und zuzuhören – aber schalten Sie dabei von Anfang bis zum Schluss unbedingt Pausen ein. Versuchen Sie während diesen Phasen der Stille Ihren Gefühlen und Empfindungen nachzuspüren. Geben Sie Ihren Emotionen die Möglichkeit, sich auf rationaler Ebene (d.h. in klaren Gedanken) und in einer gewählten nützlichen Handlung auszudrücken. Das wird Ihnen helfen, Ihre Gefühle zu verarbeiten, ohne dass diese Sie überwältigen. Auf diese Weise werden Sie nicht in ein zwanghaftes Denkverhalten hineinmanövriert.

    Eye of the Storm

    Psychologische Reaktion

    Menschen können auf vielfältige Art und Weise auf Tragödien reagieren:

    • Einige werden sich für eine gewisse Zeit in einem Schockzustand befinden, dissoziiert und wie betäubt. Sie werden sich möglicherweise benommen, leer und dumpf fühlen – wie abgeschnitten vom vorhandenen Schrecken und Schmerz.
    • Kinder können extrem anhänglich werden und Albträume haben. Andere können auch aggressive Verhaltensweisen zeigen. Das ist normal. Das kann ein paar Tage oder auch länger dauern, aber es wird vorübergehen. Sie müssen sich ernst genommen und beschützt fühlen.
    • Andere Menschen wiederum werden möglicherweise Angst haben und in tiefer Sorge sein, sich verwirrt fühlen, Wut spüren und Hilflosigkeit erleben. Diese Gefühle sind auch normal und werden vorübergehen.
    • Wieder andere werden vielleicht auch besorgt sein, überaus wachsam („auf der Hut sein“) und sehr schnell reizbar. Sie müssen so bald wie möglich wieder etwas unternehmen und dabei wenn irgend möglich versuchen, sich kreativ auszudrücken – damit sie wieder ruhiger werden können. Auch der Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden kann ihnen helfen, sich zu beruhigen.

     

    Physiologische Reaktion

    Dass der Körper eine Reaktion auf den Stress zeigt, ist ganz natürlich. Lassen Sie sich davon also nicht beunruhigen. Es ist wichtig, Zeichen von „Aktivierung“ anzunehmen und sich vor verschiedenen Formen von Erregung nicht zu ängstigen

    zum Beispiel:

    • Das Herz schlägt schneller.
    • Das Atmen macht Mühe.
    • Der Blutdruck steigt an.
    • Die Bauchgegend ist angespannt, im Hals bildet sich ein "Knoten".
    • Die Haut ist kalt, die Gedanken rasen.

    Diese Reaktionen werden alle verschwinden, wenn wir sie nicht bekämpfen.

    • Einige Leute werden Schlafstörungen haben, zu viel essen wollen (Salziges und Süsses) oder ein anderes Suchtverhalten annehmen – zum Beispiel Alkohol oder andere Drogen konsumieren. Solchen Erscheinungen begegnet man am besten mit dem Versuch, sich solche und andere Impulse bewusst zu machen – und dabei zu akzeptieren, dass eine tiefe Verletzung und Verunsicherung da ist und dass alles vorübergehen wird.
    • Alte, nicht aufgelöste Traumata können wieder aktiviert werden. Das gewohnte Gefühl von Vertrauen und Sicherheit gerät dann ins Wanken. Oft müssen betroffene Personen an ihren Namen, ihr gegenwärtiges Alter, an das aktuelle Datum und den Ort erinnert werden.
    • Die Symptome können sehr unterschiedlich sein – manchmal sind sie stabil, manchmal verschwinden sie und tauchen wieder auf. Sie können einen Menschen auch mit geballter Wucht überfallen.

     

    Hilfreiche Reaktionen

    Wir können unser Nervensystem beruhigen und ins Gleichgewicht bringen, indem wir als erstes verstehen, wie es reagiert, wenn es übermässig belastet (stimuliert) wird. Beispiele für Überstimulation sind:

    • Zittern, Schüttelfrost oder schwitzen
    • Hitzewellen im Körper
    • Übermässiges Gurgeln und Rumpeln im Bauch
    • Der Zwang, immer wieder tief Atem holen zu müssen
    • Weinen oder lachen.

     

    All diese Körperreaktionen sind gut und richtig. Sie bedeuten, dass Energie entladen wird und sich der betreffende Mensch wieder auf eine innere Balance zu bewegt.
    Wichtig ist dabei nur, aufmerksam und wertfrei zu beobachten, was im Körper geschieht – und zu wissen, dass der Körper die ihm innewohnende Fähigkeit besitzt, seine Balance selbständig wieder zu erlangen.
    Dafür müssen wir ihn wahrnehmen lassen, was er spürt – und ihm die Zeit geben, das zu tun, was er braucht.

    Was getan werden sollte

    Es ist sehr wichtig, „geerdet“ zu sein! 

    Wer sich desorientiert und verwirrt fühlt, die Fassung verliert und an allem zu Zweifeln beginnt, kann folgendes tun:

    • Setzen Sie sich auf einen Stuhl; fühlen Sie den Kontakt der Füsse mit dem Boden, drücken Sie mit den Händen auf die Oberschenkel, spüren Sie das Gesäss auf dem Stuhl und nehmen Sie auch den Rücken wahr, der von der Stuhllehne gestützt wird. Schauen Sie sich dann im Raum um und wählen Sie sechs Gegenstände aus, die Ihnen auffallen – die zum Beispiel alle rot oder blau sind. Das sollte Ihnen ermöglichen, ganz in der Gegenwart zu sein, besser „geerdet“ – und auch mehr im Körper. Achten Sie dabei, wie der Atem tiefer und ruhiger wird. Vielleicht spüren Sie in dieser Situation den Drang, nach draussen zu gehen und einen ruhigen Ort aufzusuchen, wo Sie sich ins Gras oder unter einen kraftvollen Baum setzen können. Nehmen Sie dort ganz bewusst wahr, wie Ihr Gesäss den Kontakt mit der Erde spürt – wie Sie gehalten und gestützt werden durch den Boden unter Ihnen.
    • Die folgende Übung ermöglicht es Ihnen, den eigenen Körper als „Behälter“ wahrzunehmen, als ein Gefäss, das all Ihre Gefühle in sich trägt und zusammenhält. Klopfen Sie mit den Fingern Ihren Körper ab. Achten Sie darauf, dass die Handgelenke locker sind und die Eigenberührung bewusst und liebevoll ist. Vermutlich wird sich der Körper danach belebter, wacher, präsenter und vielleicht auch „kribbelnd“ anfühlen. Oft ist in einem solchen Zustand die Verbindung zu den eigenen Gefühlen klarer.
    • Eine andere Übung besteht darin, die Muskeln anzuspannen – und zwar jede Muskelgruppe nacheinander: Kreuzen Sie die Arme über der Brust und halten Sie die beiden Schultern fest. Erhöhen Sie langsam den Druck und beginnen Sie dann, erst mit der einen und dann mit der anderen Hand, die Oberarme abzuklopfen. Machen Sie dasselbe mit den Beinen: Spannen Sie erst die Oberschenkel an und halten Sie sie von oben fest. Erhöhen Sie jetzt den Druck und beginnen Sie dann mit dem Abklopfen. Machen Sie das Gleiche auch mit den Waden. Spannen Sie danach erst den Rücken und dann die Brustpartie an. Lassen Sie die Spannung langsam wieder los. Das kann Ihnen oder Ihrem Partner helfen, das Gleichgewicht wieder zu finden.
    • Sportliche Betätigung, Aerobics und Muskeltraining (auch Gewichtheben) können helfen, Depressionen zu vermeiden. Sie sind ein gutes Ventil, um Aggressionen loszuwerden. Wenn Sie an die Kraft des Betens glauben oder an eine höhere, grössere Instanz – beten Sie für die Ruhe der verstorbenen Seelen, für die Heilung der Verwundeten, für den Trost der Trauernden. Beten Sie für den Frieden, für Verständigung und Weisheit, für die Kraft des Guten – dass diese trotz allem überwiegen möge.
      Geben Sie die Hoffnung und den Glauben an das tief im Menschen vorhandene Gute (Göttliche und Lebendige) niemals auf. Lassen Sie sich das Vertrauen in die Menschheit nicht nehmen

    Lighting

    Und zum Schluss noch dies: Vergessen Sie nicht, dass wir Menschen ausserordentliche Widerstandskräfte haben und uns immer wieder von den widerwärtigsten und entsetzlichsten Tragödien erholen konnten. Ausserdem haben wir die Fähigkeit, uns durch unsere Traumata zu transformieren, wenn wir sie heilen und uns neuen Möglichkeiten zu öffnen.

     

    Quelle: The Foundation for Human Enrichment – A non-profit educational Institute

    (Übersetzung ins Deutsche: Antonia Remund und Urs Honauer, im Auftrag des Zentrums für Innere Oekologie und des Polarity Therapie Zentrums Schweiz, Konradstrasse 14, 8005 Zürich, http://www.polarity.ch/)

    Siehe auch: https://www.helpguide.org/articles/ptsd-trauma/traumatic-stress.htm

    Download PDF-Dokumente zum Ausdrucken:

    Merkblatt Emotionale Erste Hilfe für traumatisierte Menschen

    Why We Need Emotional First Aid

    Weiterführende Literatur:

     

     

  • Was ist und wie geschieht Heilung?

    Inner freedom

    „Grosser Geist, gib mir die Ruhe, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann;
    den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, den Unterschied zu erkennen.“
    (Indianisches Gebet). 

     

    Belastende Lebensereignisse und Lebenssituationen rauben uns den inneren Frieden. Hilflosigkeits- und Ohnmachtsgefühle, starke Emotionen (Angst, Wut, Hass) oder aber Verleugnung und Verdrängung (Schuldzuweisungen, „Tun als ob“), sozialer Rückzug, Depression und gesundheitliche Symptome sind typische Reaktionen auf Trauma, Lebenskrisen und Stress.

    Inneren Frieden finden und Heilung sind Eins. Heilung ist zu unterscheiden von gesundheitlicher Genesung. Heilung heisst: Heil werden, also „ganz werden“. Jon Kabat Zinn definiert Heilung als „In-Frieden-Sein mit den Dingen, so wie sie sind, in vollem Gewahrsein“. Psychosomatische Symptome können verschwinden, wenn die Seele heil ist: Die Symptome, die als Warnzeichen des Körpers dienen, verlieren ihre Funktion. Aber letztlich benötigt jede körperliche Genesung auch eine seelische Heilung. Sie geschieht über den Weg zum Inneren Frieden. Weg und Ziel sind Eins.

    Innerer Frieden und Heilung sind Produkt des Geistes

    Heilung kann man nicht kaufen. Innerer Friede heisst, mit sich und der Welt im Reinen sein, die Realität akzeptieren, wie sie ist. Akzeptieren heisst: nicht hadern, nicht kämpfen, nicht verdrängen, nicht an Vergangenem und nicht an Erwartungen kleben bleiben. Mitfühlend sein mit dem, was ist. Heil sein als Ganz-Sein heisst, das alles miteinander verbunden ist, dass nichts verdrängt, dissoziiert und abgespalten wird. Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ist noch nicht. Innerer Frieden als Sein-Zustand ist nur im Hier und Jetzt möglich. Meine Klientin, die vor kurzem ihren Lebenspartner in einem Unfallgeschehen verloren hatte, ist noch nicht an diesem Punkt angelangt. Sie lebt in tiefer Trauer. Sie hat keine Lust, weiterzuleben und sieht für sich keine Zukunft mehr. Sie spürt ihren Körper kaum. Sie schläft schlecht und grübelt viel. Sie fühlt sich leer, matt und dumpf, nicht mehr als Teil dieser Welt sondern als Opfer des Schicksals. Sie zieht sich von anderen Menschen zurück. Sie leidet und ist untröstlich. Ihre Gegenwart wird von der Vergangenheit überschattet. Mein Klient hingegen, der seine Lebenspartnerin vor etwas mehr als einem Jahr verloren hat, ist nun wieder frisch verliebt und glücklich. Er hat seinen Schicksalsschlag verarbeitet und geniesst das Hier und Jetzt. Er hat zum inneren Frieden zurückgefunden und braucht meine Unterstützung nicht mehr. Man kann Alter, Krankheit, Sterben und Trennungen im Leben nicht vermeiden. Es nützt nichts, sich gegen Unveränderliches zu wehren. Nicht Kämpfen kann z.B. bedeuten, chronische Schmerzen als Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren, das Leben trotzdem zu schätzen und das zu tun, was einem wichtig ist. Prof. Schmidt, der klinische Schmerzstudien zu MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) durchgeführt hat, stellte fest, dass ein Grossteil des Leidens durch den Widerstand gegen den Schmerz und die negativen Bewertungen entsteht. Buddha sprach in diesem Zusammenhang vom „doppelten Pfeil“, der Verdoppelung des seelischen Schmerzes durch unsern Geist.

    Unser Unterbewusstsein führt ein Eigenleben, gesteuert von Erfahrungen der Vergangenheit, fixen Erwartungen und Umwelteinflüssen. In der Meditation können wir feststellen, wie unser Gedankenapparat laufend brummt. In China spricht man von den Gedanken als einer Horde wilder Affen. Wir sind ihnen ausgeliefert, wenn wir nicht fähig sind, sie zu zähmen. Eine Shiatsu-Behandlung mag zum Gefühl von Gelassenheit, Entspannung und Innerem Frieden führen. Die Wirkung ist aber nur dann nachhaltig, wenn die Klientin / der Klient diesen Seins-Zustand aufrechterhalten kann, und wenn sie in der Lage ist, zu „Pendeln“. Pendeln bedeutet, dass man die Fähigkeit hat, das eigene Befinden zu erkennen, und von schwierigen und „unheilsamen“ zu „heilsamen“ Geisteszuständen zu wechseln.

    „I am the master of my fate, I am the captain of my soul“
    (Ich bin der Meister meines Schicksals, ich bin der Kapitän meiner Seele).
    Nelson Mandela schöpfte während der Jahre seiner Haft Kraft aus dem Gedicht „Invictus“, das mit diesen Verszeilen endet.

     

    Innerer Frieden und Heilung sind Produkt eines Prozesses

    „Friede ist nicht das Ziel, Friede ist der Weg“

    Mit diesem Bonmot verweist der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh darauf, dass Innerer Frieden mit jedem Schritt – also jederzeit – möglich ist, nicht erst in einer unwirklichen Zukunft. Er weist aber gleichzeitig darauf hin, dass Innerer Frieden ein Produkt des Wegs ist. Inneren Frieden kann man nicht aus dem Nichts herbeizaubern. Innerer Frieden muss kultiviert werden. Innerer Frieden ist Frucht eines Prozesses, nicht Wirkung eines Medikaments.

    Jede Krise ist auch eine Chance. Thich Nhat Hanh benutzt das Bild der Lotus-Pflanze und sagt: „kein Schlamm, kein Lotus“. Der blühende Lotus wächst aus dem Schlamm und benötigt den Schlamm für sein Wachstum. Und so gehören auch Leid und Glück untrennbar zusammen. Sie bedingen sich gegenseitig. Es gibt kein Glück ohne Leid und umgekehrt. Aber: es gibt immer wieder einen Weg aus dem Leid. Die Klientin muss jedoch motiviert und willens sein, zu gehen. Als Therapeut kann ich ihr das Gehen nicht abnehmen. Ich kann auf Wege und Hindernisse hinweisen, Unterstützung anbieten. Heilung ist ein persönlicher Entwicklungs- und Reifungsprozess. Er ist ein Prozess, bei dem wir nach Innen schauen, um uns selbst zu verstehen und uns auf das zu fokussieren, was wir selber tun und verändern können. Dazu braucht es Fertigkeiten, die erlernt und eingeübt sein müssen. Buddha (der sich als Lehrer, nicht als Gott verstand), hatte den Menschen viele Anleitungen mitgegeben, die auch heute noch erfolgreich einsetzbar sind und von verschiedenen Therapierichtungen zeitgemäss adaptiert werden. So lehrte er im Sutra der „Vier Verankerungen der Achtsamkeit“, sich immer wieder des Atems, des Körpers und der Gefühle bewusst zu werden und die Fähigkeit zu entwickeln, diese zu beruhigen. Er lehrte, die Fähigkeit zu entwickeln, die eigenen Gedanken und Gedankenmuster zu erkennen, und aus einem „unheilsamen“ Geisteszustand (wie Misstrauen, Angst, Ärger) in einen „heilsamen“ (wie liebende Güte, Mitgefühl, Freude, Einschliesslichkeit) zu wechseln. Er lehrte im „edlen Achtsamen Pfad“, welche Haltungen und Verhaltensweisen notwendig sind, damit seelischem Leiden ein Ende gesetzt und Innerer Frieden erreicht werden kann.

    Inneren Frieden kann man nicht festhalten. Innerer Frieden ist flüchtig. Wir können ihn jederzeit wieder verlieren. Aber man kann seine Energie immer wieder generieren. Man muss den Weg gehen, Schritt für Schritt, beharrlich, ohne sich von Hindernissen abschrecken und zurückwerfen zu lassen. Dabei ist es hilfreich, den Weg nicht allein zu gehen, sondern sich durch Lehrpersonen und eine Gruppe von gemeinsam Übenden unterstützen zu lassen.

     

    Innerer Frieden und Heilung sind Produkt von Verbundenheit

    Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bosnien und Kroatien haben viel Leid verursacht. Viele Kriegswitwen wurden nach Kriegsende traumatherapeutisch unterstützt. Am heilsamsten waren jedoch die „Strickkränze“, in denen Betroffene regelmässig Nachmittage gemeinsam verbracht hatten, zusammen gestrickt und geschwiegen hatten, Leid und Zuversicht geteilt hatten.
    Im gemeinsamen Raum verbreiten sich Gefühle von Verbundenheit, Akzeptanz, Wertschätzung, Liebe und Mitgefühl – der Nährboden für Heilung und inneren Frieden.

    Viel Leiden entsteht durch Unverbundenheit zwischen den Menschen. Krieg ist die extremste Form davon: Stigmatisierung und Bekämpfung von andern. Es gibt aber viele graduelle Formen der Kriegsführung - in jedem von uns. Wir wehren uns gegen neue Ideen, wir kritisieren das Verhalten anderer Menschen, wir fühlen uns anderen überlegen, beschuldigen sie. Wir haben keinen Platz und keine Zeit für tiefes Verstehen und Akzeptanz. In jedem von uns gibt es einen innersten Kern, der auch als das „Göttliche“, das „Reine Land“ oder anders bezeichnet wird. Es ist ein Kern, in dem allumfassende Liebe und Verbundenheit, „Herzensqualitäten“, lebendig sind. Dieser Kern wird im Alltag immer wieder angegriffen. Er muss Schutz- und Überlebensstrategien entwickeln. Strategien werden in frühesten Entwicklungsstadien bereits nötig, wenn beispielsweise die schwangere Mutter Alkoholikerin ist, wenn von Eltern andauernd Macht ausgeübt wird, oder wenn Zuwendung an Leistung gebunden wird. Jede emotionale Reaktion einer erwachsenen Person ist immer auch eine Reaktion ihres inneren Kindes – die ganze Leidensgeschichte wie auch diejenige der Eltern und Vorfahren ist in jedem von uns stets präsent. Wir alle schützen unseren Kern und laufen im Alltag mit Masken und „Rüstungen“ durch die Welt. Je schwieriger die Lebenssituation wird, desto mehr panzern wir uns ein, kapseln wir uns ab, ein Teufelskreis, der schliesslich zum Kollaps führt. Wenn es gelingt, die Rüstung abzulegen, dann entsteht Kontakt – zum eigenen inneren Kern, und zum Kern der anderen Menschen. Kontakt und Verbundenheit sind Voraussetzung für Heilung und inneren Frieden.

     

    Die hohe Kunst der TherapeutIn

    – ein heilendes Feld und minimal nötige Impulse anbieten

    Eine meiner Klientinnen hatte mit einer Gebärmutterentfernung zwar ein körperliches Problem gelöst, litt danach aber unter Angstzuständen, verbunden mit Schlaflosigkeit und einem Verlust an Grundvertrauen in ihren Körper. Medizinische Reparaturmassnahmen können traumatisierend wirken und belastende Nachwirkungen auslösen, wenn sie nicht in ein ganzheitliches Therapie- und Betreuungskonzept eingebettet sind. Medizinische Diagnosen können Angst einflössen und einen schädlichen Nocebo-Effekt bewirken. Angst macht krank und behindert Heilung. Im Gesundheitsbereich Tätige sollten stets heilsam sprechen: achtsam, mitfühlend, ressourcierend.

    Im Folgenden möchte ich meine persönliche Erfahrung darlegen, wie ich als KomplementärTherapeut seelische Heilprozesse möglichst wirksam unterstützen kann:

    1. Das heilende Feld beginnt mit der Gestaltung des Therapieraums. Er soll möglichst Ruhe und Weite ausströmen und der Klientin die Verbundenheit mit sich selbst erleichtern. Ich behandle meinen Praxis-Raum als „Tempel“, als einen ganz besonderen, geschützten Ort. Pflanzen und Kalligraphien verweisen auf Universelles, Über-Individuelles.
    2. Das heilende Feld entsteht durch mitfühlendes Zusammensein. Dass sich eine Klientin sicher und gut aufgehoben fühlt bedingt, dass ich als Therapeut mitfühlend bin. Mein Mitgefühl erstreckt sich zunächst auf mich selbst, meine eigene Geschichte, meine eigenen Themen. Wenn ich meine eigene Rüstung ablege und mich authentisch für das Leiden der Klientin öffne, kann auch die Klientin sich öffnen. Unsere beiden persönlichen Felder verschmelzen zu einem einzigen, gemeinsamen Feld, in dem wir zusammen verweilen und in dem Heilung geschieht.t
    3. Das heilende Feld bedingt therapeutische Achtsamkeit. Therapeutische Arbeit erfordert eine besondere Sorgfalt in allem, was ich denke, sage und tue. Meine innere Haltung, jedes Wort, jede Geste und jede einzelne Berührung ist ein Impuls, der zu Heilung und innerem Frieden beiträgt. Auch wenn ich meine Techniken der Berührung und der Gesprächsführung „verinnerlicht“ habe und inzwischen intuitiv und automatisch einsetze, so ist jede Berührung und jedes Wort möglichst achtsam gesetzt, von meinem mitfühlenden Bewusstsein beseelt. Es ist nicht der physische Druck, den auch ein Massage-Sessel im Flughafen vermitteln kann, sondern es ist der beseelte Kontakt, der heilt.
    4. Heilung bedingt, dass TherapeutInnen nur das Nötigste tun. Ein zentrales therapeutisches Ziel besteht letztlich darin, die Selbstheilkräfte der Klientin anzuregen. Das bedeutet, dass es darum geht, mich als Therapeuten so rasch als möglich unnötig zu machen. Wir dürfen und sollen darauf vertrauen, dass Organismus und Geist unserer KlientInnen wieder selber übernehmen können. Hierzu ein Beispiel:
      Vor etlichen Jahren hätte ich anlässlich eines Shiatsu-Kongresses in Frankreich vor grossem Publikum eine Nackenbehandlung demonstrieren sollen. Eine Schulleiterin aus Paris meldete sich freiwillig. Sie litt unter Nackenstarre. Im einleitenden Gespräch wurde rasch deutlich, dass die Versteifung zu einem genau definierten Zeitpunkt eingesetzt hatte, dass somit ein ganz bestimmtes Ereignis Auslöser des Problems gewesen war. Sie wollte allerdings nicht öffentlich sagen, was damals vorgefallen war. Ich sagte mitfühlend zu ihr „es muss für Dich ein furchtbares Erlebnis gewesen sein“. Sofort flossen die Tränen. Ich hielt teilnahmsvoll ihre Hand. Wir beide schwiegen. Die Zuschauer im Saal hielten stumm und mitfühlend den Raum. Die Zeit schien stillzustehen. Und dann bewegte meine Klientin ihren Kopf und sagte: „jetzt ist alles wieder gut“ und ging an ihren Platz zurück. Ihr Nacken war wieder frei, die Blockade war vollkommen weg. Es gab nichts mehr zu tun. Eine Shiatsu-Demo wäre nun sogar zuviel gewesen, weil die Person jetzt alleine und in der Stille sein wollte.
    5. Heilung bedingt, dass TherapeutInnen gezielte Impulse geben. Jede Berührung lenkt die Aufmerksamkeit der Klientin auf den betreffenden Ort. Sie regt somit ihre Selbstwahrnehmung an. Unsere Berührung ist wie eine Taschenlampe. Sie kann ein Problem beleuchten und damit ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken und der Klientin nonverbal mitteilen: „schau, hier verspannst du deinen Nacken“. Sie kann aber auch eine Ressource beleuchten: „spüre die Kraft in Deiner Hand“, und sie kann auf Bedürfnisse hinweisen „spüre, wie sich Deine Füsse beleben“. Auch das Gespräch lenkt die Aufmerksamkeit wie eine Taschenlampe. Wenn uns die Klientin eine Problemsituation schildert, dann können wir beispielsweise fragen, welche Gefühle damit verbunden sind, um das Bewusstsein der Klientin vom kognitiven zum verdrängten emotionalen Erleben zu leiten. Wir können fragen, was das schlimmste daran ist, und so zur Bedeutung des Erlebten wechseln. Schliesslich wollen wir zu Zielen und Lösungen, zum Handeln hinführen. Wir benötigen eine therapeutische Landkarte, damit wir unsere verbalen Impulse zielgerichtet und effektiv setzen können. Das, was die Klientin uns mitteilt, sagt auch etwas darüber aus, was ihr nicht wichtig und bewusst ist, und was möglicherweise mehr Bedeutung und Kraft erhalten möchte. Sind da nur Klagen oder auch Ressourcen? Werden Gefühle unterdrückt oder wirken sie überflutend? Ist da Opferhaltung oder Lösungsorientierung? Herrscht Schuldzuweisung oder Mitgefühl und Verstehen vor? Innerer Frieden entsteht erst dann, wenn es keine weissen Flecken mehr auf der Landkarte gibt, wenn alles integriert und verbunden ist. Integrieren heisst, Unverbundenes wieder in einen Zusammenhang bringen, zum Beispiel abgespaltene Gefühle wieder einzubinden, oder neue Sichtweisen und Lösungswege zu erkennen und zu erproben. Dies erfordert Mut. Pema Chödrön rät „Geh an die Orte, die du fürchtest.“
    6. Heilung bedingt, dass TherapeutInnen persönliche Prozesse unterstützen. Eine Therapie besteht nicht aus punktuellen Einzelsitzungen. Therapie ist ein Prozess, der bezweckt, Veränderungs-Prozesse der Klientin zu unterstützen. Die Therapie endet räumlich nicht an der Türe zur Praxis, und sie endet zeitlich nicht mit der Verabschiedung nach der Stunde. Die Therapie ist erst dann nachhaltig und effektiv, wenn sich der Alltag der Klientin spürbar verändert. Es muss somit ein Transfer vom Praxisraum ins Privatleben stattfinden. Dies ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Es gilt, dass die Klientin / der Klient Ressourcen aufbaut und kontinuierlich und konsequent handelt, um beispielsweise eine erdende Qi Gong Übung oder das Führen eines Tagebuchs des Schönen in den Alltag einzubauen. Oft gilt es dabei, unheilsame Gewohnheiten, innere Blockaden und Sabotagemuster zu überwinden. TherapeutInnen können als „Treppengeländer“ wirken, aber die Treppen müssen die KlientInnen selber steigen. Wir wollen sie darin unterstützen, kompetente Gärtner ihres Lebens zu werden.

    Schlussbemerkung
    Man kann einer Klientin und einem Klienten einen Weg zum inneren Frieden und zur Heilung nur dann überzeugend weisen, wenn man ihn selbst geht und kennt. Die persönliche Entwicklung der TherapeutIn ist deshalb entscheidend für die Entwicklung ihrer/seiner therapeutischen Qualität. Die mitfühlende Begegnung, eine klare, verinnerlichte Haltung und der Einsatz multimodaler Mittel (Behandlungs- und Gesprächsführungstechniken und Körper-/Geist-Anleitungen und -Übungen) bilden zusammen das optimale berufliche Set, um seelische Heilungsprozesse und Genesung effizient und nachhaltig zu unterstützen.

    Grossen Dank für diesen Beitrag an Peter Itin, ich bin mit ihm in jeder Hinsicht völlig einig und könnte keine besseren Worte finden.

    Peter Itin, Autor von „Shiatsu als Therapie“, BOD 2007. Leiter von Fortbildungskursen im In- und Ausland. Mitinitiator und Co-Projektleiter für den eidgenössisch anerkannten Berufsabschluss in KomplementärTherapie (KT). Co-Autor des Berufsbilds KT. www.peteritin.ch. Dieser Beitrag wurde für den Europäischen Shiatsu-Kongress (9.12.10.14) entwickelt

     

    Den Original-Artikel findet ihr hier >  https://peteritin.wordpress.com/beitrage/

  • Die URSACHE von Trauma 
    und warum man sich im Leben verloren fühlt
    Dr. Gabor Maté & Jay Shetty

    Dr. Maté teilt grosszügig sein tiefes Verständnis von Kindheitstrauma, Verletzlichkeit, Trauer und emotionaler Not. Er erklärt, was ein echtes Trauma ist und dass Zeit nicht unbedingt zur Heilung führt, wie uns die Verletzlichkeit von klein auf eingeimpft wird und wie wichtig diese prägenden Jahre für unsere emotionale Gesundheit sind, sowie die gesellschaftlichen Erwartungen, die wir immer zu erfüllen versuchen, die uns aber nie wirklich erfüllt haben. Wir tauschen uns auch darüber aus, wie wir mit Trauer umgehen, wie wir uns mit den Menschen identifizieren, zu denen wir aufschauen, und wie sich die Kindheitserfahrungen für jedes Kind unterscheiden, selbst wenn sie in einem ähnlichen Umfeld aufwachsen.

    Ein Trauma ist eine nicht vollständig verheilte Wunde, die zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens ausgelöst werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass wir eine gemeinsame Basis finden und an dem festhalten, was uns Heilung, emotionale Stabilität und Glück bringen kann.

  • Schleudertrauma

    In meiner nun bald 30-jährigen Praxiserfahrung habe ich schon einige KlientInnen mit leichten bis schweren Schleudertraumatas erfolgreich behandelt.

    Gerade die körperzentrierten Therapieansätze eignen sich hervorragend zur begleitenden Behandlung.

    Also – warten sie nach einem Unfall nicht zu lange, sie müssen nicht mit ihren Beschwerden leben!

    schleudertrauma-grafikDas Schleudertrauma und seine Bezeichnungen

    Bei einem Schleudertrauma handelt es sich um Verletzungen der Halswirbelsäule (HWS).

    Dieser Verletzungskomplex wird als "HWS-Distorsion" beschrieben. (Distorsion = Verstauchung, lat. Verdrehung).

    Bezeichnungen wie Schleudertrauma, Schleuderverletzung, Peitschenhiebverletzung (englisch Whiplash injury), Beschleunigungsverletzung stellen lediglich einen Erklärungsversuch der Verletzungsursache dar, während z.B. "Distorsion der Halswirbelsäule (HWS) nach Beschleunigungstrauma" als Diagnose bezeichnet wird.

    Zahlen und Fakten

    Das Schleudertrauma ist keine neue Volkskrankheit, wie dies gelegentlich behauptet wird. Das Verletzungsbild tritt in einer zunehmend (auto-)mobileren Gesellschaft und damit verbundenen Verkehrsunfällen aber wohl häufiger auf. Der Verletzungsmechanismus kommt beispielsweise bei einem Auffahrunfall im Strassenverkehr vor, aber auch bei Sport- und Arbeitsunfällen, und ist durch Studien gut belegt.

    Bei einem Auffahrunfall wird der Körper des Insassen mit dem Fahrzeug beschleunigt; der Kopf des Insassen macht diese Beschleunigung trägheitsbedingt nicht sofort mit. Dies führt zu knickenden und schärenden Belastungen der Halswirbelsäule und damit zu deren Schädigung. Das Resultat sind kleinste Verletzungen, wie etwa Mikrofrakturen der Wirbelkörper, Blutungen, Zerrungen und Einrisse von Bändern und Muskeln. Weiter wurden in Studien Verletzungen an den Facettengelenken, am Rückenmark und an den Halswirbeln nachgewiesen.
    Diese Verletzungen können zu Nacken-, Schulter- und Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrations-, Gedächtnis- und Sehstörungen und psychischen Leiden, wie Depressionen, führen. Ein Teil dieser Beschwerden sind durch wissenschaftliche Verfahren mess- bzw. objektivierbar, so beispielsweise Beweglichkeitseinschränkungen oder Instabilität der HWS, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schwindel sowie Mikroverletzungen der Gelenkbänder der HWS.

    Eine Studie der Schweizerischen Unfallversicherungen (SSUV) hat für das Jahr 2004 rund 25'000 Schleudertraumafälle erhoben. Diese Studie erfasste jedoch lediglich berufstätige Menschen. Nichterwerbstätige Personen, also Kinder, Studenten, Hausfrauen, Rentner etc. sind nicht berücksichtigt.

    Das Schleudertrauma aus medizinischer Sicht

    Die Halswirbelsäule ist eine mehrsegmentale, äusserst komplex gebaute biomechanische und neuromuskuläre „Konstruktion“. Biomechanisch muss sie kompromissartig zwei sich ausschliessende Optionen erfüllen: erstens den Kopf tragen und zweitens die Bewegungen des Kopfes zulassen.

    Die Strukturen der Halswirbelsäule sind mit einer Vielzahl von Rezeptoren versehen. Diese dienen im Falle eines Reizes als Ursprung wesentlicher Steuerungsimpulse für die Motorik, die Schmerzverarbeitung sowie für weitere Wahrnehmungsmodalitäten und Hirnfunktionen. (Quelle: Baviera)

    Bei einem Heckaufprall aufs Auto wird der Körper des Insassen zusammen mit dem Fahrzeug beschleunigt. Durch den heftigen Aufprall von hinten wird der Rumpf des Betroffenen blitzartig nach vorne bewegt, während der langsamer reagierende Kopf gleichzeitig heftig nach hinten schleudert. Dadurch wird die Halswirbelsäule überdehnt, was vor allem zu Verletzungen im oberen Wirbelsäulenbereich führen kann. Verletzungen können an sämtlichen Wirbelsäulenbestandteilen entstehen; also an Knochen, Bändern, Bandscheiben, Sehnen, Muskeln, Blutgefässen und am Nervengewebe. 

    Beschwerden müssen nicht unmittelbar nach dem Unfall auftreten, sondern können sich auch erst nach Stunden oder nach Tagen bemerkbar machen. Die Symptome einer solchen Verletzung der Halswirbelsäule können u.a. Kopf- und Nackenschmerzen, Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule, Übelkeit, Sehstörungen und Schwindelgefühle aber auch Konzentrationsstörungen und Lähmungserscheinungen sein. 

    Bereits geringe Auffahrgeschwindigkeiten können zu Verletzungen führen, da die Kollision für die Betroffenen meist unerwartet erfolgt. Bei zur Seite gedrehtem Kopf während dem Aufprall können die Unfallfolgen noch gravierender sein.

    Der beschriebene Verletzungsmechanismus kann auch bei Sport- und Arbeitsunfällen auftreten.

    Das Schleudertrauma aus der Sicht des Nervensystems

    Neben den physischen Verletzungen kommt es bei einem Schleudertrauma zu einem Schock im vegetativen Nervensystem. Bewusst oder unbewusst ist der Betroffene während des Unfall-Ereignisses in Lebensgefahr, der Nacken könnte brechen...!
    Diese Todesangst ruft im Nervensystem den natürlichen Abwehrmechanismus von Schock und Freece hervor.
    Das heisst, die gesamte Energie, die von Aussen einwirkt und innerlich auch als Kampf- oder Fluchtenergie mobilisiert wird, wird augenblicklich eingefroren. Vergleichbar mit dem Todstellreflex der Tiere.
    Solange nun diese aufgestaute Energie sich nicht wieder auflösen und integrieren kann, bildet sie alle möglichen Symptome eines Traumas.
    Diese können sich wie folgt äussern:

    • Verkrampfungen mit starken Schmerzen in Nacken, Kopf und Schultern oder auch weiter entfernten Körperteilen
    • Übersensibilität gegenüber äusseren Reizen
    • Konzentrationsschwäche
    • übertriebene Ängstlichkeit
    • Verminderung der Vitalität
    • Depressionen
    • Schlafstörungen

    Folglich wird eine Therapie dann erfolgreich sein, wenn sie diese gestaute Traumaenergie wieder zu lösen vermag, und somit die damit einhergehenden Beschwerden vermindert und auflöst.
    Dies kann in manchen Fällen, solange sie nicht chronifiziert sind, mit wenigen sanften und achtsamen Behandlungen geschehen.

    Äusserst wichtig zu wissen!

    Nicht alle Geschädigten bleiben dauerhaft arbeitsunfähig. Das Leiden chronifiziert bei lediglich ca. 10% aller Fälle. Die grosse Mehrheit der Betroffenen überwindet die akute Schädigung ohne bleibende Folgen.
    Lassen Sie sich die Therapie von Ihrem Arzt verschreiben und/oder holen Sie bei Ihrer Unfall-, Kranken- oder Haftpflichtversicherung eine Kostengutsprache ein.
    Nur so können Sie sicher sein, dass die Therapie auch bezahlt wird.

    Hier noch ein spannendes Sitzungsprotokoll 
    in Somatic Experiencing (SE) bei Dr. Peter A. Levine
    Artikel aus dem Trauma Newsletter von 2002, Zentrum für innere Ökologie, Zürich

  • Was ist  Somatic Experiencing (SE)®  
    und wie läuft eine Sitzung ab?

    Meine Trauma-Arbeit basiert hauptsächlich auf der Grundlage von Peter Levine's Somatic Experiencing.

    Diese Methode ist körperzentriert und ressourcenorientiert. Es geht dabei in erster Linie um Orientierung und Sicherheit, denn dies sind die Grundlagen für ein reguliertes Nervensystem.

    Vieles aus der Polarity-Arbeit fliesst dabei mit ein, wie zum Beispiel das Pendeln zwischen zwei Polen, welches die blockierte Energie wieder ins Fliessen bringt.


    In diesem kurzen Video wird auf einfache Weise die wesentliche Grundlage erklärt.

     

    Somatic Experiencing ist eine ganzheitliche körperpsychotherapeutische Behandlungsmethode, die Dr. Peter Levine (Dr. med. und Dr. der Psychologie) aus seiner Tätigkeit mit traumatisierten Menschen und seinen umfassenden Forschungen entwickelt hat. Sein Ziel mit SE ist es, Traumasymptome mithilfe eines naturgemäßen Ansatzes aufzulösen und zu transformieren.
     
    Traumasymptome entstehen/bilden sich nach den Erkenntnissen von Dr. Levine, wenn sich Menschen aus der Erstarrung, die sie in der traumatischen Situation erfahren haben, nicht vollständig lösen können oder der Prozess des „Auftauens aus der Erstarrung“ aus verschiedenen Gründen unterbrochen wird. Die auftretenden Traumasymptome wie Angst, Übererregung, Schlafstörungen, Alpträume sind der Versuch des Organismus, die im Körper verbliebene Energie in feste Bahnen zu lenken und einzugrenzen.
     
    Seine Behandlungsmethode besteht darin, diesen Prozess des Erstarrens in traumatischen Situationen und des Auftauens danach zu einem Ende, zu einem Abschluss zu bringen. Experten sprechen oft auch davon „eine unterbrochene Handlung zu Ende zu bringen“. Dafür bezieht Levine die Regionen ein, die er ein „merkwürdig neues Land“ nennt, eben die Regionen, die das instinktive Verhalten und die genetisch codierten Aktionspläne beheimaten. Hierzu gehören die beiden bekannteren Kampf- und Fluchtreaktionen ebenso wie die weniger bekannte Reaktion des Erstarrens. (Dr. Peter Levine, 1998)
     
    Menschen fürchten sich oft vor der Erstarrungsreaktion und auch den körperlichen Reaktionen des „Auftauens“, da dieser Prozess häufig mit körperlichem Zittern und starken Erregungszuständen einhergeht. Daher wird dieser natürliche Prozess auch kognitiv negativ bewertet und somit abgewehrt und unterdrückt. Objektiv ist dieser Prozess ein Geschenk der Natur an uns, da dadurch das innere Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann.
     
    Parallel ein Blick ins Tierreich; Tiere haben keine Traumata, solange sie in freier Wildbahn leben. Für Tiere ist es natürlich, nach einer Flucht, einem Kampf oder einer Erstarrung die restliche Energie aus der Situation abzuschütteln. Beobachtet man diese Tiere in freier Wildbahn, z. B. einen Hasen oder eine Antilope nach einer Flucht, ist ein starkes Zittern zu erkennen. In manchen Tierfilmen ist dies sehr gut sichtbar.
     
    Dr. Levine arbeitet über „felt sense“, das „ganzheitliche innere Erleben“. Mittels einfacher Übungen verdeutlicht er, dass es körperliche Reaktionen auf geistige Eindrücke und Gegebenheiten gibt und ebenso umgekehrt. Er übt mit traumatisierten Menschen diese ohne intellektuelle Bewertung wahrzunehmen und zuzulassen.
     

    Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Ressourcen. Levine erarbeitet und unterscheidet zwischen inneren und äußeren Ressourcen und pendelt im Therapieverlauf zwischen Trauma und ressourcevollen Zuständen, wobei die Ausschläge beim Pendeln allmählich größer werden, bis die traumatische Situation mit einbezogen wird. Das Trauma wird dabei allerdings nicht zeitlich linear durchgearbeitet, sondern Levine geht mit dem Prozess, der sich ergibt. Oftmals mischen sich Bilder der traumatischen Situation mit ressourcevollen Bildern, begleitet von körperlichen Reaktionen, die begleitend auftauchen, wenn die „traumatische Situation“ zu einem Ende gebracht werden kann. Sehr wichtig und hilfreich ist dabei die Erkenntnis der Gehirnforschung, dass die auftretenden Bilder passiert sein können, allerdings nicht 1:1 mit der erlebten Vergangenheit übereinstimmen müssen. 

    Levine beschäftigt sich intensiv mit Akuttraumatisierungen – Schocktrauma bei Erwachsenen, bei Kindern, mit Langzeittraumatisierten – Entwicklungstrauma und auch mit dem Phänomen von Gruppentraumatisierungen.

    Quelle: Magazinbeitrag VFP Heft 4/2013

     

  • Was ist  Somatic Experiencing (SE)®  
    und wie läuft eine Sitzung ab?

    Meine Trauma-Arbeit basiert hauptsächlich auf der Grundlage von Peter Levine's Somatic Experiencing.

    Diese Methode ist körperzentriert und ressourcenorientiert. Es geht dabei in erster Linie um Orientierung und Sicherheit, denn dies sind die Grundlagen für ein reguliertes Nervensystem.

    Vieles aus der Polarity-Arbeit fliesst dabei mit ein, wie zum Beispiel das Pendeln zwischen zwei Polen, welches die blockierte Energie wieder ins Fliessen bringt.

    
In diesem kurzen Video wird auf einfache Weise die wesentliche Grundlage erklärt.

    Somatic Experiencing ist eine ganzheitliche körperpsychotherapeutische Behandlungsmethode, die Dr. Peter Levine (Dr. med. und Dr. der Psychologie) aus seiner Tätigkeit mit traumatisierten Menschen und seinen umfassenden Forschungen entwickelt hat. Sein Ziel mit SE ist es, Traumasymptome mithilfe eines naturgemäßen Ansatzes aufzulösen und zu transformieren.

    Traumasymptome entstehen/bilden sich nach den Erkenntnissen von Dr. Levine, wenn sich Menschen aus der Erstarrung, die sie in der traumatischen Situation erfahren haben, nicht vollständig lösen können oder der Prozess des „Auftauens aus der Erstarrung“ aus verschiedenen Gründen unterbrochen wird. Die auftretenden Traumasymptome wie Angst, Übererregung, Schlafstörungen, Alpträume sind der Versuch des Organismus, die im Körper verbliebene Energie in feste Bahnen zu lenken und einzugrenzen.

    Seine Behandlungsmethode besteht darin, diesen Prozess des Erstarrens in traumatischen Situationen und des Auftauens danach zu einem Ende, zu einem Abschluss zu bringen. Experten sprechen oft auch davon „eine unterbrochene Handlung zu Ende zu bringen“. Dafür bezieht Levine die Regionen ein, die er ein „merkwürdig neues Land“ nennt, eben die Regionen, die das instinktive Verhalten und die genetisch codierten Aktionspläne beheimaten. Hierzu gehören die beiden bekannteren Kampf- und Fluchtreaktionen ebenso wie die weniger bekannte Reaktion des Erstarrens. (Dr. Peter Levine, 1998)

    Menschen fürchten sich oft vor der Erstarrungsreaktion und auch den körperlichen Reaktionen des „Auftauens“, da dieser Prozess häufig mit körperlichem Zittern und starken Erregungszuständen einhergeht. Daher wird dieser natürliche Prozess auch kognitiv negativ bewertet und somit abgewehrt und unterdrückt. Objektiv ist dieser Prozess ein Geschenk der Natur an uns, da dadurch das innere Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann.

    Parallel ein Blick ins Tierreich; Tiere haben keine Traumata, solange sie in freier Wildbahn leben. Für Tiere ist es natürlich, nach einer Flucht, einem Kampf oder einer Erstarrung die restliche Energie aus der Situation abzuschütteln. Beobachtet man diese Tiere in freier Wildbahn, z. B. einen Hasen oder eine Antilope nach einer Flucht, ist ein starkes Zittern zu erkennen. In manchen Tierfilmen ist dies sehr gut sichtbar.

    Dr. Levine arbeitet über „felt sense“, das „ganzheitliche innere Erleben“. Mittels einfacher Übungen verdeutlicht er, dass es körperliche Reaktionen auf geistige Eindrücke und Gegebenheiten gibt und ebenso umgekehrt. Er übt mit traumatisierten Menschen diese ohne intellektuelle Bewertung wahrzunehmen und zuzulassen.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Ressourcen. Levine erarbeitet und unterscheidet zwischen inneren und äußeren Ressourcen und pendelt im Therapieverlauf zwischen Trauma und ressourcevollen Zuständen, wobei die Ausschläge beim Pendeln allmählich größer werden, bis die traumatische Situation mit einbezogen wird. Das Trauma wird dabei allerdings nicht zeitlich linear durchgearbeitet, sondern Levine geht mit dem Prozess, der sich ergibt. Oftmals mischen sich Bilder der traumatischen Situation mit ressourcevollen Bildern, begleitet von körperlichen Reaktionen, die begleitend auftauchen, wenn die „traumatische Situation“ zu einem Ende gebracht werden kann. Sehr wichtig und hilfreich ist dabei die Erkenntnis der Gehirnforschung, dass die auftretenden Bilder passiert sein können, allerdings nicht 1:1 mit der erlebten Vergangenheit übereinstimmen müssen. 

    Levine beschäftigt sich intensiv mit Akuttraumatisierungen – Schocktrauma bei Erwachsenen, bei Kindern, mit Langzeittraumatisierten – Entwicklungstrauma und auch mit dem Phänomen von Gruppentraumatisierungen.

    Quelle: Magazinbeitrag VFP Heft 4/2013