Trauma

  • Somatic Experiencing (SE)

    SE ist ein psycho-physiologisch fundiertes Konzept zur Behandlung und Auflösung von Schock und Trauma, das vom amerikanischen Psychologen und Biologen Dr. Peter A. Levine in jahrzehntelanger Arbeit zusammengestellt und mit viel Erfolg erprobt wurde.

    Es baut auf Beobachtungen in der freien Natur auf: Tiere in der Wildnis sind selten traumatisiert – obwohl  sie regelmässig stark bedroht sind. Sie brauchen innewohnende Mechanismen, die es ihnen erlaben, ihre Selbstregulation in Gang zu bringen und nach einer sie stark fordernden oder überwältigenden Erfahrung hohe Energiemengen aus ihrem Körper zu entladen.

    Diese inneren Abläufe haben zur Folge, dass Tiere eine Art «eingebaute Immunität» gegen Trauma besitzen – sie also dazu fähig sind, problemlos ins normale Leben zurückzufinden, nachdem sie eine lebensbedrohliche Situation hinter sich haben.

    Wenn Menschen in der richtigen Art und Weise unterstützt werden, können auch sie sich von ihren Traumata erholen.

    Trauma-Definitionen

    • «Ein Trauma ist wie eine innere Zwangsjacke, die eine Person innerlich erstarren lässt und einen erlebten Augenblick in ihrem Gedächtnis einfriert.»
    • «Ein Trauma unterdrückt die Entfaltung des Lebens. Es unterbricht die Verbindung zu uns selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zu unserer geistigen Quelle.»
    • «Das Trauma steckt nicht in einem bestimmten Ereignis, sondern im Nervensystem der betroffenen Person.»
    Peter-A-Levine

    Dr. Peter A. Levine hat während mehr als 40 Jahren die menschlichen Reaktionen auf Stress und Trauma intensiv studiert und gilt als führender Fachmann im Bereich der somatisch ausgerichteten Traumalehre. Er promovierte in medizinischer Biophysik und in Psychologie. Er war Berater für die NASA während der Entwicklung des Space Shuttles, und hat an zahlreichen Kliniken und Schmerz-Centern in den Vereinigten Staaten und Europa gelehrt. Zudem ist er Gründer und Ehren-Präsident der «Foundation for Human Enrichment» in Lyons (Colorado), einer Non-Profit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, unnötige Traumatisierungen von Kindern und Babys zu verhindern. 

    Er ist Autor der Bestseller «Traumaheilung» (Synthesis-Verlag), «Verwundete Kinderseelen heilen» (Kösel Verlag) und «Vom Trauma befreien» (Kösel Verlag). Sein neuestes Buch „Sprache ohne Worte“ ist soeben erschienen. Peter Levine wurde mit dem 2010 "Lifetime Achievement Award" für besondere Verdienste im Bereich der Körperpsychotherapie ausgezeichnet.

    Siehe auch -> Was ist  Somatic Experiencing (SE)®  und wie läuft eine Sitzung ab?

    Buchempfehlungen

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  • Buchempfehlungen Trauma

    Trauma Heilungtrauma-heilung-levine

    Das Erwachen des Tigers. Unsere Fähigkeit, traumatische Erfahrungen zu transformieren Taschenbuch

    von Dr. Peter A. Levine

    Buch / ISBN: 978-3-922026-91-4

    Im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Sicht können Traumata geheilt werden. In vielen Fällen sind dazu nicht einmal langwierige Therapien, kein schmerzhaftes Reaktivieren von Erinnerungen und keine Dauermedikation erforderlich. Alte Traumasymptome sind Beispiele für gebundene Energie und vergessene Lektionen des Lebens. Mit der Information und den Hilfsmitteln, die Ihnen dieses Buch an die Hand gibt, können Sie vermeiden, daß potentiell traumatische Erfahrungen ihre destruktive Wirkung entfalten, und besser mit bedrohlichen Situationen umgehen. Über den Autor: Peter A. Levine, Ph.D., Biologe, Physiker und Psychologe, widmet sich seit 35 Jahren dem Studium von Stress und Trauma und ist einer der anerkanntesten Trauma-Spezialisten weltweit. Nach seinem Bestseller Das Erwachen des Tigers (Synthesis Verlag) und seinem Grundlagenwerk über Traumaheilung bei Kindern und Jugendlichen (Kösel 2005, über 5000 verkaufte Exemplare) erscheint nun endlich sein drittes Buch auf Deutsch. Seine Methode Somatic Experiencing unterrichtet er in vielen Ländern. Zusätzlich zu seiner fachlichen Tätigkeit stellt er sich für die Basisarbeit in Gemeinschaften und Gesellschaften, die durch Krieg oder Naturkatastrophen traumatisiert worden sind, beratend und leitend zur Verfügung.

     

     

    sprache-ohne-worte

    Sprache ohne Worte - Die Botschaften unseres Körpers verstehen

    Das Grundlagenbuch zu Trauma, Selbstregulation und dem Finden von innerer Balance

    von Dr. Peter A. Levine

    Buch / ISBN: 978-3-466-30918-4

    Dr. Peter A. Levine, soeben für sein Lebenswerk ausgezeichnet vom amerikanischen Verband der Körpertherapeuten, ist einer der bedeutendsten Traumaforscher unserer Zeit. Seine Bücher sind internationale Bestseller. "Sprache ohne Worte" stellt den Gipfelpunkt seines Schaffens dar. "Traumatisiert zu sein bedeutet, verdammt zu sein zu einer geistigen Endlosschleife unerträglicher Erfahrungen. In diesem fesselnden Buch erklärt Peter Levine, was bei einem Trauma in unserem Körper und unserer Psyche geschieht, und zeigt, wie die Weisheit des Körpers hilft, es zu überwinden und zu transformieren." Dr. Onno van der Hart, Prof. für Psychopathologie und Trauma, Universität Utrecht "Mit diesem Buch sichert sich Peter Levine seine Spitzenposition auf dem Gebiet der Traumaheilung." Dr. med. Gabor Maté Unsere Fähigkeit zur Selbstheilung Das wichtigste Werk des grossen Traumaforschers.

     

     

    trauma und gedaechtnis

    Trauma und Gedächtnis: Die Spuren unserer Erinnerung in Körper und Gehirn

    Wie wir traumatische Erfahrungen verstehen und verarbeiten

    von Dr. Peter A. Levine

    Buch / ISBN: 978-3466346196

    Können wir unserer Erinnerung trauen? Was ist Erinnerung überhaupt, und wo wird sie gespeichert?
    Diesen Fragen geht der Bestsellerautor und Trauma-Experte Peter Levine in seinem neuen Buch auf den Grund.
    Nach 45 Jahren erfolgreicher Trauma-Forschung und -behandlung kommt er zu dem Schluss: Die einzig verlässlichen Erinnerungen sind die Erinnerungen des Körpers, die dem Bewusstsein nicht unbedingt zugänglich sind. Was wir als Erinnerung oder Gedächtnis bezeichnen, erreicht uns oft unbewusst durch ein Gefühl.

    Wir können lernen, die komplexe Interaktion zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Gehirn und Körper besser zu verstehen und so die Einstellung zu einem erlebten Trauma ändern.

    Dieses wegweisende Buch zeigt, wie Erinnerung entsteht, wo sie sich verbirgt und wie wir ihr auf die Spur kommen können.

     

     

    Traumaheilung durch Radikale Erlaubnis

    Traumaheilung durch Radikale Erlaubnis

    Mein Leben mit Trauma und meine Therapie der Radikalen Erlaubnis

    von Mike Hellwig

    Buch / ISBN: 978-1534765832

    "Ob wir aus den widrigsten Verhältnissen stammen, ob wir geschlagen, sexuell und seelisch missbraucht wurden oder ob wir subtiler gedemütigt worden sind, wir alle haben diesen Gastgeber in uns und können können ihn jederzeit erwecken und durch ihn heil sein. Wenn wir zum Gastgeber finden, war, ist und wird alles in uns gut. In der Gegenwart des Gastgebers gibt es keine Schuld, kein Vergehen, keine Fehler. Angesichts der radikalen Erlaubnis, die der Gastgeber gewährt, brechen alle Widerstände und fallen in sich zusammen. Das Leben fließt frei und ungehindert durch uns durch, und alles, was uns je passiert ist und was wir je taten, tun und tun werden, konnte und kann nicht anders sein, als es ist. Wenn die Erlaubnis unseres Gastgebers den Schmerz jenes kleinen Kindes in uns erreicht, das unsere schlimmste Wunde trägt, so wandelt sie auch diesen Schmerz. In dem Moment, in dem dieser Schmerz vollständig gefühlt werden kann und ganz da sein darf, verwandelt sich unser schlimmster Feind in unseren stärksten und mächtigsten Führer."


    "Nicht durch Zufall schreibe ich Bücher über das innere Kind. Nicht, weil ich in einem wunderschönen Schloss groß geworden bin, mit liebevollen Eltern, die mir alles gaben, was ich brauchte. Ich schreibe diese Bücher, weil meine eigene Kindheit extrem traumatisch gewesen ist. Wenn ich in meine eigene Kindheit zurückgehe, wartet dort ein Junge auf mich, der in einem lebensfeindlichen Umfeld aufgewachsen ist. Die Unschuld und Zartheit dieses Jungen zu retten, ist zu meiner Lebensaufgabe geworden."

     

     

    Die Polyvagal Theorie

    Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit

    Traumabehandlung, soziales Engagement und Bindung

    von Stephen W. Porges

    Buch / ISBN: 978-3944476193

    "Oft ist uns gar nicht klar, wie viele der Signale, die unser Nervensystem empfängt, es zu Defensivreaktionen veranlassen. Wenn bei der Organisation der Umgebung von Menschen neurobiologische Fakten berücksichtigt würden, könnten wir leben, arbeiten und spielen, ohne ständig der Wirkung solcher Signale ausgesetzt zu sein. Gelingt es, diese Art von Stimulation zu verringern, reagiert unser Nervensystem nicht mehr ständig hypervigilant auf mutmaßlich in nächster Nähe drohende Raubtiere und Gefahren anderer Art.... Ich hoffe, es ist mir gelungen, in diesem Buch die besondere Bedeutung des Gefühls der Sicherheit für den Heilungsprozeß zu veranschaulichen. Aus Sicht der Polyvagal-Theorie ist ein Mangel an diesem Gefühl der Sicherheit der entscheidende biobehaviorale Aspekt bei der Entstehung psychischer und physischer Krankheiten." – Stephen PORGES

     

     

    Weitere Bücher von Peter A. Levine:

    verwundete-kinderseelen-heilenkinder-vor-seelischen-verletzungen-schuetzenvom-schmerz-befreitvom-trauma-befreien

     

  • Eine gute Zusammenfassung von Peter Itin

    Neue Erkenntnisse

    „Jedes Wissen ist nur ein Irrtum zwischen zwei Irrtümern“, hatte der Arzt und Dichter Gottfried Benn einst geschrieben. Die bis heute in Anatomiebüchern verbreitete Vorstellung eines dualen Nervensystems, in dem Sympathikus und Parasympathikus als Antagonisten wirken und sich ausbalancieren, ist seit 2001 überholt. Steven Porges, Direktor des Brain-Body Centers der Universität Illinois in Chicago, ist es aufgrund stammesgeschichtlicher Studien zum Nervensystem gelungen, ein differenzierteres Bild der im Menschen wirkenden Handlungssysteme zu erhalten. Grundlegend ist die Erkenntnis, dass der Parasympatikus zweigeteilt ist in einen dorsalen und ventralen Teil des Vagus (10. Hirnnerv). Die beiden Teile entspringen unterschiedlichen Bereichen des Hirnstamms und erfüllen verschiedene Funktionen. Porges spricht deshalb vom „polyvagalen Nervensystem“.

    Sicherheit, Gefahr und Lebensbedrohung sind drei Grundvoraussetzungen, in denen jeweils andere Teile des autonomen Nervensystems dominieren und auf unterschiedliche Weise mit Gehirn und Hormonsystem interagieren.

    Die drei Regelkreise des Autonomen Nervensystems bestimmen unsere Verhaltensstrategien, wobei von einer Hierarchisierung der drei Handlungssysteme ausgegangen werden muss.

    Lebensbedrohung – Immobilisation

    Evolutionsgeschichtlich die älteste Funktion des Nervensystems besteht darin, das Überleben zu sichern. Schon einzellige Organismen haben einen Mechanismus, um auf lebensbedrohliche Veränderungen des Umfelds, zum Beispiel eine Absenkung der Wassertemperatur, zu reagieren: sie ziehen sich zusammen und reduzieren sämtliche Vitalfunktionen, um möglichst wenig Nährstoffe zu verbrauchen. Sie gehen in eine dem Tode ähnliche Starre. Dieser Urmechanismus der Erstarrung bei Lebensgefahr existiert auch im Menschen. Er wird durch das Dorsale Vagale System reguliert (Dorsal = zum Rücken hin). Dieser Teil des Vagusnervs ist stammesgeschichtlich der älteste Teil des autonomen Nervensystems. Der Dorsale Vagus existiert bereits bei kieferlosen Fischen. Es gibt ihn also seit 500 Millionen Jahren bei allen Lebewesen. Seine Nervenfasern sind nicht myelenisiert (ummantelt bzw. „isoliert“). Sie reagieren deshalb nicht sofort. Der Dorsale Vagus innerviert insbesondere Herz, Atmung und Verdauungssystem. Unter Lebensgefahr schaltet er diese Organe auf Minimalbetrieb. Puls und Bluttdruck sinken dramatisch, man atmet kaum noch und die Stoffwechselaktivität wird praktisch eingestellt. Immobilität ist die Folge. Viele Säugetiere kennen den Totstellreflex als letzte, passive Reaktionsstrategie, um ihre Jäger zu überlisten (beispielsweise Gazellen, Opossum, Mäuse).

    Der Dorsale Anteil des Vagus interagiert mit dem Hirnstamm („Reptiliengehirn“), dem er entspringt. Dieser ist genetisch fix programmiert, seine Reflexe kennen kein Erfahrungslernen. Unter Lebensgefahr schaltet der Dorsale Vagus beim Menschen die stammesgeschichtlich jüngeren Systeme des Gehirns über das Hormonsystem aus. Das explizite Gedächtnis wird vom Entscheidungsprozess abgekoppelt, was die Reaktionszeit verkürzt. Im limbischen System geschieht eine Überlastung des Hippocampus, der nicht mehr in der Lage ist, seine Funktion wahrzunehmen, nämlich Informationen im Langzeitgedächtnis abzuspeichern und einzuordnen. Die Gedächtniskonsolidierung ist unterbunden. Nach einem traumatischen Erlebnis wie beispielsweise einem Verkehrsunfall ist man deshalb nicht mehr in der Lage, sich an den eigentlichen Aufprall zu erinnern. Im Neocortex werden die linke Frontalregion und das Brocazentrum praktisch gelähmt, welche analytische, sequenzielle und sprachliche Fähigkeiten nutzbar machen. Flashbacks bleiben unverbundene Gedächtnisfetzen. Traumatische Erinnerungen werden nicht narrativ abgespeichert sondern so erlebt, als würde das Erlebnis gerade jetzt erfolgen. Man fühlt sich sprachlos, weil die Erfahrungen vorsprachlich bleiben. Die erlebte Unverbundenheit führt zu Dissoziation, Desintegration, Abspaltung, Entfremdung von Körper, Geist, Gefühlen, Erinnerungen und Umwelt. Identitäts- und Zugehörigkeitsprobleme sind die Folge. Der Erstarrungsreflex, den der Dorsale Vagus auslöst, ist das letzte Mittel des Selbstschutzes vor dem Tod. Über endogene Opiate wird auch die Schmerzwahrnehmung völlig unterbunden. Gefühllosigkeit, Taubheit, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Überwältigung und Todesnähe werden erfahren.

    Gefahr – Mobilisation

    Alle Tiere ab Knochenfischen haben einen Sympatikus. Der Sympatikus mobilisiert den Körper und macht ihn in Situationen der Gefahr zu aktiven Verteidigungsreaktionen wie Kampf und Flucht fähig. Der Sympatikus ist myelenisiert, was sehr schnelle Informationsübertragungen und Reaktionen sicherstellt. Unter Angst werden die Signale von der Amygdala an den Sympatikus weitergeleitet sowie an den Hypothalamus, der Stresshormone ausschüttet (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol). Der Sympatikus intensiviert insbesondere Blutdruck, Herzfrequenz, Atemfrequenz und muskuläre Aktivität und schränkt die Darmtätigkeit ein. Ist er stark aktiviert, wird der stammesgeschichtlich jüngere Neocortex vom limbischen System gebremst. Die Fähigkeit zu Mitgefühl, vorausschauendem Denken und sozialer Kommunikation wird eingeschränkt. Man ist voller Wut und Angst, energetisch erregt und geladen. Man fühlt sich von anderen getrennt und schaut nur noch für sich. Das limbische System des Gehirns ist genetisch programmiert, und es stützt sich gleichzeitig auf Erfahrungswissen ab. Angst ist lernbar. Angst ist konditionierbar. Unser Gedächtnis hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie der Organismus auf Umweltsignale reagiert. Mit bildgebenden Verfahren wurde nachgewiesen, dass hoher Stress jene Gehirnregionen aktiviert, welche über Sympathikus und Hormonsystem starke Emotionen auslösen (Amygdala, Insel und rechte Gehirnhälfte), währenddessen die relativierenden, für Gedanken und Kommunikation zuständigen Areale gehemmt werden (linker Präfrontalkortex, Broca-Zentrum).

    Sicherheit – soziale Anteilnahme und Kommunikation

    Stammesgeschichtlich als Letztes entstand der myelenisierte ventrale Vagus-Komplex (ventral = bauchwärts). Dieser findet sich erst auf der Stufe der Säugetiere. Der Ventrale Vagus steht ebenfalls mit Herz, Lunge und Verdauungssystem in Beziehung und dient der Hemmung der Sympatikus-Aktivierung. Er bildet zusammen mit anderen Hirnnerven, die Saugen, Stimmgebung, Mimik, Augenbewegung und Hören steuern, das „soziale Nervensystem“. Zuhören können und gemeinsame Aktivitäten erfordern das Gefühl von Sicherheit.
    Wenn das Ventral Vagale System dominant ist, sind die Voraussetzungen gegeben, dass die Glückshormone (Dopamin, Endorphin, Serotonin, Oxytocin) ausgeschüttet werden und wir innerlich Wohlbefinden, Frieden, Freude, Ruhe, Entspannung, Glück, Leichtigkeit, Weite und gegenüber anderen Menschen Verbundenheit, Mitgefühl, Liebe erleben können.
    Der ventrale Vagus- Komplex steht auch in Verbindung zum enterischen Nervensystem („Bauchgefühl“) und Spiegelneuronen (zwischenmenschliche Resonanz).

    Der ventrale Vagus-Komplex hat die wichtige Aufgabe, in sicheren Umgebungen jene Regelkreise zu unterdrücken, die für Gefahr zuständig sind. Er hilft somit, angemessen auf Störungen zu reagieren, Gefühle wie Ärger und Angst zu regulieren, uns selbst zu beruhigen und gelassen zu bleiben. Porges spricht deshalb von der „vagalen Bremse“. Die Funktion der Selbstberuhigung und Selbstregulation wird vom Neocortex gesteuert, der bewusste Entscheide trifft, die sich auf Erfahrungswissen abstützen (der Neocortex ist nicht genetisch programmiert). Reflexion, bewusstes Atmen, sorgfältige Wortwahl und anderes mehr helfen, schwierige Situationen sicher zu meistern.

    Interaktionen und Hierarchie im polyvagalen Nervensystem

    Porges geht von einer Hierarchisierung der drei Systeme aus. Im „Normalfall“ nutzen wir den neuesten Regelkreis, der die älteren dominiert. Wo der neueste nicht funktioniert, greifen wir auf den jeweils älteren zurück. Oder konkret: es macht keinen Sinn, im Zustand grosser Gefahr nett zu plaudern. Umgekehrt sollte man in der Lage sein, in sicheren Situationen Mobilisierungen des Organismus zu erkennen und zu hemmen.

    • Im Zustand der Sicherheit ist das Ventral Vagale System dominant. Es unterstützt Ruhe und Gelassenheit, sichert einen „Normalmodus“ des Organismus und fördert die soziale Verbundenheit und Kommunikation. Das ventrale Vagus-System dämpft die Sympatikus- Aktivierung und moduliert unser emotionales Befinden.

    • Im Zustand der Gefahr nimmt der Sympatikus überhand, Kampf und Fluchtmechanismen werden aktiviert. Der Ventrale Vagus und damit die soziale Kommunikation werden unterdrückt.

    • Im Zustand höchster Lebensgefahr schaltet der Dorsale Vagus die anderen beiden Systeme aus und bringt den Organismus in den Zustand von höchster Alarmierung und Immobilität.

      Man kann dies wie folgt zusammenfassen:

    Interaktionen im polyvagalen System

    Bei einem traumatischen Erlebnis wird der Sympatikus extrem aktiviert, und es wird ein hohes Mass an Adrenalin ausgeschüttet. Da der Kampf-/Fluchtmechanismus überwältigt wird, kann das Zuschlagen oder Weglaufen nicht erfolgreich zu Ende geführt werden. Die aktivierte und hochkomprimierte Energie kann ihr natürliches Ventil nicht finden. Tiere schütteln sich von dieser überschüssigen Energie wieder frei. Auch die Menschen entladen sie in den meisten Fällen. Sie weinen, schwitzen und zittern, wenn der grösste Schreck vorbei ist. Traumatische Erlebnisse werden vom Organismus mehrheitlich innerhalb von Wochen und Monaten verarbeitet. Rund ein Fünftel der von Trauma Betroffenen leidet jedoch unter nachhaltig verbleibenden Folgen. Wenn das Nervensystem seine innere Ladung beibehält und die geballte Energie festsitzt, sind Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenprobleme, Bewegungseinschränkungen, Angstattacken, Kontrollzwänge und leichte Reizbarkeit die Folgen.

    Neuere Studien, die auf Porges aufbauen, unterteilen die Immobilität in zwei Phasen bzw. zwei verschiedene Zustände.
    Das sog. „Einfrieren im Schock“ wird in Zusammenhang gebracht mit Sympatikus-Dominanz, schnellem Herzschlag, schnellem und flachem Atem, hohem Muskeltonus, Schmerzunempfindlichkeit und hohem Energieverbrauch.
    Eine zweite Stufe wird als „Unterwerfung“ („surrender“, Hingabe, Resignation) bezeichnet und in Zusammenhang gebracht mit einer Vagus-Dominanz und mit niedriger Herzfrequenz, langsamem Atemrhythmus, körperlicher und emotionaler Anästhesie und niedrigem Energieverbrauch.

    Man konnte ferner feststellen, dass der Kortisolspiegel bei Menschen, die an Traumafolgen leiden, überhöht oder unterdurchschnittlich sein kann. Man geht davon aus, dass dies mit unterschiedlichen sekundären Reaktionsmustern zusammenhängt. Nach einem Trauma können bereits geringfügige Ereignisse im Alltag als Trigger wirken. Normalerweise unbedeutende Eindrücke werden vom impliziten Gedächtnis mit dem traumatischen Erlebnis in Verbindung gebracht und als grosse Gefahr taxiert. Zum Beispiel wird jeder Geruch von Rauch als Brand- und Verbrennungsgefahr eingestuft. Traumatisierte Menschen können auf geringfügige Grenzverletzungen mit Wutanfällen reagieren oder in einen Zustand von Panik oder Hilflosigkeit fallen.

    Ein Trauma-Trigger kann Kampf-/Fluchtmechanismen (Sympatikus) oder totales Aufgeben (Vagus) aktivieren.
    Einfrieren mit hohem Sympatikus-Anteil zeigt sich besonders ausgeprägt nach Unfall-Traumata bzw. einmaligen Schicksalsschlägen.
    Parasympatisch dominierte Hingabe zeigt sich besonders rasch bei Frauen, die in der frühen Kindheit mehrfach oder dauerhaft sozialen Traumata ausgesetzt waren. Es wurde festgestellt, dass bei ein und derselben Person beide Reaktionsweisen vorkommen können. Auch in der Körperarbeit können wir feststellen, dass unter Spannung gefrorene Körperzonen und energetisch kollabierte Zonen an verschieden Orten des Körpers gleichzeitig vorfindbar sind. Dieses Wechselmuster spiegelt das Fehlschlagen der Integration des Erlebten wider.

    Die Theorie der strukturellen Dissoziation nach Trauma unterscheidet zwei Gruppen von Aktionssystemen: Der „emotionelle Teil“ der Persönlichkeit bleibt auf Bedrohungen fixiert und ist mit Abwehr und Kontrolle beschäftigt. Der „scheinbar normale Teil“ der Persönlichkeit vermeidet jeglichen Kontakt zu traumabezogenen Triggern und aversiven Inhalten. Er „funktioniert im Alltag“, allerdings zu einem gewissen Grad amnesisch, depersonalisiert, da losgelöst von der eigenen Geschichte. Die Gleichzeitigkeit von Kontroll- und Vermeidungsverhalten ist für Personen mit posttraumatischen Belastungsstörungen typisch. Ihr Verhalten wird durch das Erlebte in hohem Masse konditioniert.

    Kriterien für Posttraumatische Belastungsstörungen

    Folgende Kriterien weisen auf Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) hin:

    • Übererregung: Intrusionen (Flashbacks, Alpträume), innere Geladenheit, Wutausbrüche, Reizbarkeit, Schlafprobleme, Hypervigilanz (Überwachsamkeit), Schreckhaftigkeit, Panikattacken, Ängste,
    • Untererregung: Dumpfheit, Gefühllosigkeit, Taubheit, Schwindel Vermeidung von Gedanken, Handlungen, Gefühlen, Gesprächen, Kontakten, Gefühl der Hilflosigkeit, Vermeidungsverhalten,

    • Körperliche Symptome ohne erkennbare oder angemessene Auslöser, oftmals gleichzeitig oder wechselnd: Bauchschmerzen, Durchfallattacken, Herzrhythmusstörungen, Atemnot, Schlafstörungen, rasches Ermüden, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schwindel, Orientierungslosigkeit, Dissoziieren (Depersonalisierung: das Gefühl haben, der Geist sei nicht im Körper),

    • Sucht, Depression.
      Nicht alle diese Symptome lassen sich jedoch automatisch auf Trauma zurückführen.

      PTBS ist ein Gefangensein in der Energie des Schreckens, ein Gefangensein in der Vergangenheit, welche das Erleben und Verhalten im Hier und Jetzt prägt und einengt. Die Fähigkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, wird eingeschränkt, weil das Nervensystem zu schnell, zu heftig oder im Gegenteil zu wenig reagiert. Die Bandbreite der Lebensbahn wird bei Traumafolgen dadurch schmaler: die Betroffenen engen ihren Lebensraum durch Vermeidungsverhalten und starre Mechanismen ein. Sie sind nur eingeschränkt stress- und konfliktfähig. Sie leiden unter Symptomen. Sie sind anfällig auf Retraumatisierungen und weniger resilient als vor dem Trauma. Sie können ihr Potential nicht in vollem Masse leben.

     

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  • Umgang mit Angst

    Meistens sind unsere Ängste eine Projektion eines traumatischen Erlebnisses, welches sehr bedrohlich für uns war. 
    Mit aller Kraft versuchen wir diesen "Dämon" von uns fern zu halten und geben ihm dadurch immer mehr Macht über uns.
    Die Kunst ist nun, sich der Angst zu stellen, die Angst vor dem Dämon zu überwinden und sich dieser Energie langsam anzunähern.
    Dies braucht eine sichere Umgebung und Vertrauen.
    Und während diesem Prozess der achtsamen Annäherung verwandelt sich allmählich dieser Dämon zu unserem eigenen verlassenen inneren Kind.
    Wir lernen, es wieder anzunehmen, es in unsere Arme und unser Herz zu schliessen – es zu lieben...
    Und so löst sich die Angst auf fast magische Weise auf.

    Die Illustratorin Cécile Carre hat eine wunderbare Abfolge gezeichnet. the ingeration of our daemons bearb

    Bild 1 – Everyday...
     
    Bild 2 –... Trying...
     
    Bild 3 –... to watch...
     
    Bild 4 –... and embrace...
     
    Bild 5 –... my fear...
     
    Bild 6 –... until it disappears completely...
     

    Vielen herzlichen Dank an Cécile und ihre wunderbare Kunst
    -> siehe  Art prints by Cécile Carre

  • Merkblatt

    Emotionale Erste Hilfe 
    für traumatisierte Menschen

    Was nach einem starken individuellen oder kollektiven Schock zu tun – und was zu unterlassen ist:

    • Zunächst sollen Betroffene versuchen, mit ihren Familien und Freunden zusammenzukommen, um sich gegenseitig zu unterstützen.
    • Organisieren und treffen Sie sich in Gruppen: In der Nachbarschaft, in Gemeinschaftszentren, in kirchlichen Räumen oder an anderen Orten, wo Sie mit dem Erlebten nicht alleine sind.
    • Isolieren Sie sich nicht.
    • Versuchen Sie, so schnell wie möglich, Informationen über die Ihnen nahestehenden Menschen zu bekommen. Verfolgen Sie für kurze Zeit die Nachrichten am Fernsehen – aber schalten Sie den Apparat auch wieder für eine gewisse Zeit ab. Beschränken Sie sich darauf, den Fernseher höchstens alle zwei Stunden einzuschalten. Setzen Sie sich nicht wiederholt den traumatisierenden Bildern aus. Es ist äusserst wichtig, sich schnell wieder auf wohltuende und inspirierende Dinge zu konzentrieren, die unsere Gemütslage zu besänftigen helfen, uns stärken und erden. Suchen Sie den Kontakt zu möglichen Unterstützungs- und Beratungsstellen und verbinden Sie sich so mit wertvollen Ressourcen. Unternehmen Sie etwas, das Ihnen hilft, die Aufmerksamkeit auf anderes zu richten – zum Beispiel: Einen Spielfilm anschauen, stricken, kochen, Gartenarbeit verrichten, mit Kindern oder Kleintieren spielen, in die Natur spazieren gehen usw.
    • Bleiben Sie aktiv, verrichten Sie z.B. freiwillige Arbeit im Spital oder anderen Institutionen, spenden Sie Blut. Wenn Sie dazu bereit und in der Lage sind, spenden Sie Geld. Oder bieten Sie den Spezialisten eigens eingerichteter Anrufstellen für verzweifelte Menschen Unterstützung an.
    • Ermutigen Sie die Menschen, ihre Geschichten nicht ständig wieder zu erzählen – und halten Sie sich auch selber daran. Das stete Wiederholen und Erzählen des Erlebten vertieft und verstärkt das Trauma und baut es nicht ab, wie oft fälschlicherweise geglaubt wird. Das heisst nicht, dass Sie sich nicht gegenseitig unterstützen sollen, über die erlebte persönliche Tragödie und die ganze Katastrophe zu sprechen und zuzuhören – aber schalten Sie dabei von Anfang bis zum Schluss unbedingt Pausen ein. Versuchen Sie während diesen Phasen der Stille Ihren Gefühlen und Empfindungen nachzuspüren. Geben Sie Ihren Emotionen die Möglichkeit, sich auf rationaler Ebene (d.h. in klaren Gedanken) und in einer gewählten nützlichen Handlung auszudrücken. Das wird Ihnen helfen, Ihre Gefühle zu verarbeiten, ohne dass diese Sie überwältigen. Auf diese Weise werden Sie nicht in ein zwanghaftes Denkverhalten hineinmanövriert.

    Eye of the Storm

    Psychologische Reaktion

    Menschen können auf vielfältige Art und Weise auf Tragödien reagieren:

    • Einige werden sich für eine gewisse Zeit in einem Schockzustand befinden, dissoziiert und wie betäubt. Sie werden sich möglicherweise benommen, leer und dumpf fühlen – wie abgeschnitten vom vorhandenen Schrecken und Schmerz.
    • Kinder können extrem anhänglich werden und Albträume haben. Andere können auch aggressive Verhaltensweisen zeigen. Das ist normal. Das kann ein paar Tage oder auch länger dauern, aber es wird vorübergehen. Sie müssen sich ernst genommen und beschützt fühlen.
    • Andere Menschen wiederum werden möglicherweise Angst haben und in tiefer Sorge sein, sich verwirrt fühlen, Wut spüren und Hilflosigkeit erleben. Diese Gefühle sind auch normal und werden vorübergehen.
    • Wieder andere werden vielleicht auch besorgt sein, überaus wachsam („auf der Hut sein“) und sehr schnell reizbar. Sie müssen so bald wie möglich wieder etwas unternehmen und dabei wenn irgend möglich versuchen, sich kreativ auszudrücken – damit sie wieder ruhiger werden können. Auch der Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden kann ihnen helfen, sich zu beruhigen.

     

    Physiologische Reaktion

    Dass der Körper eine Reaktion auf den Stress zeigt, ist ganz natürlich. Lassen Sie sich davon also nicht beunruhigen. Es ist wichtig, Zeichen von „Aktivierung“ anzunehmen und sich vor verschiedenen Formen von Erregung nicht zu ängstigen

    zum Beispiel:

    • Das Herz schlägt schneller.
    • Das Atmen macht Mühe.
    • Der Blutdruck steigt an.
    • Die Bauchgegend ist angespannt, im Hals bildet sich ein "Knoten".
    • Die Haut ist kalt, die Gedanken rasen.

    Diese Reaktionen werden alle verschwinden, wenn wir sie nicht bekämpfen.

    • Einige Leute werden Schlafstörungen haben, zu viel essen wollen (Salziges und Süsses) oder ein anderes Suchtverhalten annehmen – zum Beispiel Alkohol oder andere Drogen konsumieren. Solchen Erscheinungen begegnet man am besten mit dem Versuch, sich solche und andere Impulse bewusst zu machen – und dabei zu akzeptieren, dass eine tiefe Verletzung und Verunsicherung da ist und dass alles vorübergehen wird.
    • Alte, nicht aufgelöste Traumata können wieder aktiviert werden. Das gewohnte Gefühl von Vertrauen und Sicherheit gerät dann ins Wanken. Oft müssen betroffene Personen an ihren Namen, ihr gegenwärtiges Alter, an das aktuelle Datum und den Ort erinnert werden.
    • Die Symptome können sehr unterschiedlich sein – manchmal sind sie stabil, manchmal verschwinden sie und tauchen wieder auf. Sie können einen Menschen auch mit geballter Wucht überfallen.

     

    Hilfreiche Reaktionen

    Wir können unser Nervensystem beruhigen und ins Gleichgewicht bringen, indem wir als erstes verstehen, wie es reagiert, wenn es übermässig belastet (stimuliert) wird. Beispiele für Überstimulation sind:

    • Zittern, Schüttelfrost oder schwitzen
    • Hitzewellen im Körper
    • Übermässiges Gurgeln und Rumpeln im Bauch
    • Der Zwang, immer wieder tief Atem holen zu müssen
    • Weinen oder lachen.

     

    All diese Körperreaktionen sind gut und richtig. Sie bedeuten, dass Energie entladen wird und sich der betreffende Mensch wieder auf eine innere Balance zu bewegt.
    Wichtig ist dabei nur, aufmerksam und wertfrei zu beobachten, was im Körper geschieht – und zu wissen, dass der Körper die ihm innewohnende Fähigkeit besitzt, seine Balance selbständig wieder zu erlangen.
    Dafür müssen wir ihn wahrnehmen lassen, was er spürt – und ihm die Zeit geben, das zu tun, was er braucht.

    Was getan werden sollte

    Es ist sehr wichtig, „geerdet“ zu sein! 

    Wer sich desorientiert und verwirrt fühlt, die Fassung verliert und an allem zu Zweifeln beginnt, kann folgendes tun:

    • Setzen Sie sich auf einen Stuhl; fühlen Sie den Kontakt der Füsse mit dem Boden, drücken Sie mit den Händen auf die Oberschenkel, spüren Sie das Gesäss auf dem Stuhl und nehmen Sie auch den Rücken wahr, der von der Stuhllehne gestützt wird. Schauen Sie sich dann im Raum um und wählen Sie sechs Gegenstände aus, die Ihnen auffallen – die zum Beispiel alle rot oder blau sind. Das sollte Ihnen ermöglichen, ganz in der Gegenwart zu sein, besser „geerdet“ – und auch mehr im Körper. Achten Sie dabei, wie der Atem tiefer und ruhiger wird. Vielleicht spüren Sie in dieser Situation den Drang, nach draussen zu gehen und einen ruhigen Ort aufzusuchen, wo Sie sich ins Gras oder unter einen kraftvollen Baum setzen können. Nehmen Sie dort ganz bewusst wahr, wie Ihr Gesäss den Kontakt mit der Erde spürt – wie Sie gehalten und gestützt werden durch den Boden unter Ihnen.
    • Die folgende Übung ermöglicht es Ihnen, den eigenen Körper als „Behälter“ wahrzunehmen, als ein Gefäss, das all Ihre Gefühle in sich trägt und zusammenhält. Klopfen Sie mit den Fingern Ihren Körper ab. Achten Sie darauf, dass die Handgelenke locker sind und die Eigenberührung bewusst und liebevoll ist. Vermutlich wird sich der Körper danach belebter, wacher, präsenter und vielleicht auch „kribbelnd“ anfühlen. Oft ist in einem solchen Zustand die Verbindung zu den eigenen Gefühlen klarer.
    • Eine andere Übung besteht darin, die Muskeln anzuspannen – und zwar jede Muskelgruppe nacheinander: Kreuzen Sie die Arme über der Brust und halten Sie die beiden Schultern fest. Erhöhen Sie langsam den Druck und beginnen Sie dann, erst mit der einen und dann mit der anderen Hand, die Oberarme abzuklopfen. Machen Sie dasselbe mit den Beinen: Spannen Sie erst die Oberschenkel an und halten Sie sie von oben fest. Erhöhen Sie jetzt den Druck und beginnen Sie dann mit dem Abklopfen. Machen Sie das Gleiche auch mit den Waden. Spannen Sie danach erst den Rücken und dann die Brustpartie an. Lassen Sie die Spannung langsam wieder los. Das kann Ihnen oder Ihrem Partner helfen, das Gleichgewicht wieder zu finden.
    • Sportliche Betätigung, Aerobics und Muskeltraining (auch Gewichtheben) können helfen, Depressionen zu vermeiden. Sie sind ein gutes Ventil, um Aggressionen loszuwerden. Wenn Sie an die Kraft des Betens glauben oder an eine höhere, grössere Instanz – beten Sie für die Ruhe der verstorbenen Seelen, für die Heilung der Verwundeten, für den Trost der Trauernden. Beten Sie für den Frieden, für Verständigung und Weisheit, für die Kraft des Guten – dass diese trotz allem überwiegen möge.
      Geben Sie die Hoffnung und den Glauben an das tief im Menschen vorhandene Gute (Göttliche und Lebendige) niemals auf. Lassen Sie sich das Vertrauen in die Menschheit nicht nehmen

    Lighting

    Und zum Schluss noch dies: Vergessen Sie nicht, dass wir Menschen ausserordentliche Widerstandskräfte haben und uns immer wieder von den widerwärtigsten und entsetzlichsten Tragödien erholen konnten. Ausserdem haben wir die Fähigkeit, uns durch unsere Traumata zu transformieren, wenn wir sie heilen und uns neuen Möglichkeiten zu öffnen.

     

    Quelle: The Foundation for Human Enrichment – A non-profit educational Institute

    (Übersetzung ins Deutsche: Antonia Remund und Urs Honauer, im Auftrag des Zentrums für Innere Oekologie und des Polarity Therapie Zentrums Schweiz, Konradstrasse 14, 8005 Zürich, http://www.polarity.ch/)

    Siehe auch: https://www.helpguide.org/articles/ptsd-trauma/traumatic-stress.htm

    Download PDF-Dokumente zum Ausdrucken:

    Merkblatt Emotionale Erste Hilfe für traumatisierte Menschen

    Why We Need Emotional First Aid

    Weiterführende Literatur:

     

     

  • Die URSACHE von Trauma 
    und warum man sich im Leben verloren fühlt
    Dr. Gabor Maté & Jay Shetty

    Dr. Maté teilt grosszügig sein tiefes Verständnis von Kindheitstrauma, Verletzlichkeit, Trauer und emotionaler Not. Er erklärt, was ein echtes Trauma ist und dass Zeit nicht unbedingt zur Heilung führt, wie uns die Verletzlichkeit von klein auf eingeimpft wird und wie wichtig diese prägenden Jahre für unsere emotionale Gesundheit sind, sowie die gesellschaftlichen Erwartungen, die wir immer zu erfüllen versuchen, die uns aber nie wirklich erfüllt haben. Wir tauschen uns auch darüber aus, wie wir mit Trauer umgehen, wie wir uns mit den Menschen identifizieren, zu denen wir aufschauen, und wie sich die Kindheitserfahrungen für jedes Kind unterscheiden, selbst wenn sie in einem ähnlichen Umfeld aufwachsen.

    Ein Trauma ist eine nicht vollständig verheilte Wunde, die zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens ausgelöst werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass wir eine gemeinsame Basis finden und an dem festhalten, was uns Heilung, emotionale Stabilität und Glück bringen kann.

  • Schleudertrauma

    In meiner nun bald 30-jährigen Praxiserfahrung habe ich schon einige KlientInnen mit leichten bis schweren Schleudertraumatas erfolgreich behandelt.

    Gerade die körperzentrierten Therapieansätze eignen sich hervorragend zur begleitenden Behandlung.

    Also – warten sie nach einem Unfall nicht zu lange, sie müssen nicht mit ihren Beschwerden leben!

    schleudertrauma-grafikDas Schleudertrauma und seine Bezeichnungen

    Bei einem Schleudertrauma handelt es sich um Verletzungen der Halswirbelsäule (HWS).

    Dieser Verletzungskomplex wird als "HWS-Distorsion" beschrieben. (Distorsion = Verstauchung, lat. Verdrehung).

    Bezeichnungen wie Schleudertrauma, Schleuderverletzung, Peitschenhiebverletzung (englisch Whiplash injury), Beschleunigungsverletzung stellen lediglich einen Erklärungsversuch der Verletzungsursache dar, während z.B. "Distorsion der Halswirbelsäule (HWS) nach Beschleunigungstrauma" als Diagnose bezeichnet wird.

    Zahlen und Fakten

    Das Schleudertrauma ist keine neue Volkskrankheit, wie dies gelegentlich behauptet wird. Das Verletzungsbild tritt in einer zunehmend (auto-)mobileren Gesellschaft und damit verbundenen Verkehrsunfällen aber wohl häufiger auf. Der Verletzungsmechanismus kommt beispielsweise bei einem Auffahrunfall im Strassenverkehr vor, aber auch bei Sport- und Arbeitsunfällen, und ist durch Studien gut belegt.

    Bei einem Auffahrunfall wird der Körper des Insassen mit dem Fahrzeug beschleunigt; der Kopf des Insassen macht diese Beschleunigung trägheitsbedingt nicht sofort mit. Dies führt zu knickenden und schärenden Belastungen der Halswirbelsäule und damit zu deren Schädigung. Das Resultat sind kleinste Verletzungen, wie etwa Mikrofrakturen der Wirbelkörper, Blutungen, Zerrungen und Einrisse von Bändern und Muskeln. Weiter wurden in Studien Verletzungen an den Facettengelenken, am Rückenmark und an den Halswirbeln nachgewiesen.
    Diese Verletzungen können zu Nacken-, Schulter- und Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrations-, Gedächtnis- und Sehstörungen und psychischen Leiden, wie Depressionen, führen. Ein Teil dieser Beschwerden sind durch wissenschaftliche Verfahren mess- bzw. objektivierbar, so beispielsweise Beweglichkeitseinschränkungen oder Instabilität der HWS, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schwindel sowie Mikroverletzungen der Gelenkbänder der HWS.

    Eine Studie der Schweizerischen Unfallversicherungen (SSUV) hat für das Jahr 2004 rund 25'000 Schleudertraumafälle erhoben. Diese Studie erfasste jedoch lediglich berufstätige Menschen. Nichterwerbstätige Personen, also Kinder, Studenten, Hausfrauen, Rentner etc. sind nicht berücksichtigt.

    Das Schleudertrauma aus medizinischer Sicht

    Die Halswirbelsäule ist eine mehrsegmentale, äusserst komplex gebaute biomechanische und neuromuskuläre „Konstruktion“. Biomechanisch muss sie kompromissartig zwei sich ausschliessende Optionen erfüllen: erstens den Kopf tragen und zweitens die Bewegungen des Kopfes zulassen.

    Die Strukturen der Halswirbelsäule sind mit einer Vielzahl von Rezeptoren versehen. Diese dienen im Falle eines Reizes als Ursprung wesentlicher Steuerungsimpulse für die Motorik, die Schmerzverarbeitung sowie für weitere Wahrnehmungsmodalitäten und Hirnfunktionen. (Quelle: Baviera)

    Bei einem Heckaufprall aufs Auto wird der Körper des Insassen zusammen mit dem Fahrzeug beschleunigt. Durch den heftigen Aufprall von hinten wird der Rumpf des Betroffenen blitzartig nach vorne bewegt, während der langsamer reagierende Kopf gleichzeitig heftig nach hinten schleudert. Dadurch wird die Halswirbelsäule überdehnt, was vor allem zu Verletzungen im oberen Wirbelsäulenbereich führen kann. Verletzungen können an sämtlichen Wirbelsäulenbestandteilen entstehen; also an Knochen, Bändern, Bandscheiben, Sehnen, Muskeln, Blutgefässen und am Nervengewebe. 

    Beschwerden müssen nicht unmittelbar nach dem Unfall auftreten, sondern können sich auch erst nach Stunden oder nach Tagen bemerkbar machen. Die Symptome einer solchen Verletzung der Halswirbelsäule können u.a. Kopf- und Nackenschmerzen, Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule, Übelkeit, Sehstörungen und Schwindelgefühle aber auch Konzentrationsstörungen und Lähmungserscheinungen sein. 

    Bereits geringe Auffahrgeschwindigkeiten können zu Verletzungen führen, da die Kollision für die Betroffenen meist unerwartet erfolgt. Bei zur Seite gedrehtem Kopf während dem Aufprall können die Unfallfolgen noch gravierender sein.

    Der beschriebene Verletzungsmechanismus kann auch bei Sport- und Arbeitsunfällen auftreten.

    Das Schleudertrauma aus der Sicht des Nervensystems

    Neben den physischen Verletzungen kommt es bei einem Schleudertrauma zu einem Schock im vegetativen Nervensystem. Bewusst oder unbewusst ist der Betroffene während des Unfall-Ereignisses in Lebensgefahr, der Nacken könnte brechen...!
    Diese Todesangst ruft im Nervensystem den natürlichen Abwehrmechanismus von Schock und Freece hervor.
    Das heisst, die gesamte Energie, die von Aussen einwirkt und innerlich auch als Kampf- oder Fluchtenergie mobilisiert wird, wird augenblicklich eingefroren. Vergleichbar mit dem Todstellreflex der Tiere.
    Solange nun diese aufgestaute Energie sich nicht wieder auflösen und integrieren kann, bildet sie alle möglichen Symptome eines Traumas.
    Diese können sich wie folgt äussern:

    • Verkrampfungen mit starken Schmerzen in Nacken, Kopf und Schultern oder auch weiter entfernten Körperteilen
    • Übersensibilität gegenüber äusseren Reizen
    • Konzentrationsschwäche
    • übertriebene Ängstlichkeit
    • Verminderung der Vitalität
    • Depressionen
    • Schlafstörungen

    Folglich wird eine Therapie dann erfolgreich sein, wenn sie diese gestaute Traumaenergie wieder zu lösen vermag, und somit die damit einhergehenden Beschwerden vermindert und auflöst.
    Dies kann in manchen Fällen, solange sie nicht chronifiziert sind, mit wenigen sanften und achtsamen Behandlungen geschehen.

    Äusserst wichtig zu wissen!

    Nicht alle Geschädigten bleiben dauerhaft arbeitsunfähig. Das Leiden chronifiziert bei lediglich ca. 10% aller Fälle. Die grosse Mehrheit der Betroffenen überwindet die akute Schädigung ohne bleibende Folgen.
    Lassen Sie sich die Therapie von Ihrem Arzt verschreiben und/oder holen Sie bei Ihrer Unfall-, Kranken- oder Haftpflichtversicherung eine Kostengutsprache ein.
    Nur so können Sie sicher sein, dass die Therapie auch bezahlt wird.

    Hier noch ein spannendes Sitzungsprotokoll 
    in Somatic Experiencing (SE) bei Dr. Peter A. Levine
    Artikel aus dem Trauma Newsletter von 2002, Zentrum für innere Ökologie, Zürich

  • Was ist  Somatic Experiencing (SE)®  
    und wie läuft eine Sitzung ab?

    Meine Trauma-Arbeit basiert hauptsächlich auf der Grundlage von Peter Levine's Somatic Experiencing.

    Diese Methode ist körperzentriert und ressourcenorientiert. Es geht dabei in erster Linie um Orientierung und Sicherheit, denn dies sind die Grundlagen für ein reguliertes Nervensystem.

    Vieles aus der Polarity-Arbeit fliesst dabei mit ein, wie zum Beispiel das Pendeln zwischen zwei Polen, welches die blockierte Energie wieder ins Fliessen bringt.


    In diesem kurzen Video wird auf einfache Weise die wesentliche Grundlage erklärt.

     

    Somatic Experiencing ist eine ganzheitliche körperpsychotherapeutische Behandlungsmethode, die Dr. Peter Levine (Dr. med. und Dr. der Psychologie) aus seiner Tätigkeit mit traumatisierten Menschen und seinen umfassenden Forschungen entwickelt hat. Sein Ziel mit SE ist es, Traumasymptome mithilfe eines naturgemäßen Ansatzes aufzulösen und zu transformieren.
     
    Traumasymptome entstehen/bilden sich nach den Erkenntnissen von Dr. Levine, wenn sich Menschen aus der Erstarrung, die sie in der traumatischen Situation erfahren haben, nicht vollständig lösen können oder der Prozess des „Auftauens aus der Erstarrung“ aus verschiedenen Gründen unterbrochen wird. Die auftretenden Traumasymptome wie Angst, Übererregung, Schlafstörungen, Alpträume sind der Versuch des Organismus, die im Körper verbliebene Energie in feste Bahnen zu lenken und einzugrenzen.
     
    Seine Behandlungsmethode besteht darin, diesen Prozess des Erstarrens in traumatischen Situationen und des Auftauens danach zu einem Ende, zu einem Abschluss zu bringen. Experten sprechen oft auch davon „eine unterbrochene Handlung zu Ende zu bringen“. Dafür bezieht Levine die Regionen ein, die er ein „merkwürdig neues Land“ nennt, eben die Regionen, die das instinktive Verhalten und die genetisch codierten Aktionspläne beheimaten. Hierzu gehören die beiden bekannteren Kampf- und Fluchtreaktionen ebenso wie die weniger bekannte Reaktion des Erstarrens. (Dr. Peter Levine, 1998)
     
    Menschen fürchten sich oft vor der Erstarrungsreaktion und auch den körperlichen Reaktionen des „Auftauens“, da dieser Prozess häufig mit körperlichem Zittern und starken Erregungszuständen einhergeht. Daher wird dieser natürliche Prozess auch kognitiv negativ bewertet und somit abgewehrt und unterdrückt. Objektiv ist dieser Prozess ein Geschenk der Natur an uns, da dadurch das innere Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann.
     
    Parallel ein Blick ins Tierreich; Tiere haben keine Traumata, solange sie in freier Wildbahn leben. Für Tiere ist es natürlich, nach einer Flucht, einem Kampf oder einer Erstarrung die restliche Energie aus der Situation abzuschütteln. Beobachtet man diese Tiere in freier Wildbahn, z. B. einen Hasen oder eine Antilope nach einer Flucht, ist ein starkes Zittern zu erkennen. In manchen Tierfilmen ist dies sehr gut sichtbar.
     
    Dr. Levine arbeitet über „felt sense“, das „ganzheitliche innere Erleben“. Mittels einfacher Übungen verdeutlicht er, dass es körperliche Reaktionen auf geistige Eindrücke und Gegebenheiten gibt und ebenso umgekehrt. Er übt mit traumatisierten Menschen diese ohne intellektuelle Bewertung wahrzunehmen und zuzulassen.
     

    Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Ressourcen. Levine erarbeitet und unterscheidet zwischen inneren und äußeren Ressourcen und pendelt im Therapieverlauf zwischen Trauma und ressourcevollen Zuständen, wobei die Ausschläge beim Pendeln allmählich größer werden, bis die traumatische Situation mit einbezogen wird. Das Trauma wird dabei allerdings nicht zeitlich linear durchgearbeitet, sondern Levine geht mit dem Prozess, der sich ergibt. Oftmals mischen sich Bilder der traumatischen Situation mit ressourcevollen Bildern, begleitet von körperlichen Reaktionen, die begleitend auftauchen, wenn die „traumatische Situation“ zu einem Ende gebracht werden kann. Sehr wichtig und hilfreich ist dabei die Erkenntnis der Gehirnforschung, dass die auftretenden Bilder passiert sein können, allerdings nicht 1:1 mit der erlebten Vergangenheit übereinstimmen müssen. 

    Levine beschäftigt sich intensiv mit Akuttraumatisierungen – Schocktrauma bei Erwachsenen, bei Kindern, mit Langzeittraumatisierten – Entwicklungstrauma und auch mit dem Phänomen von Gruppentraumatisierungen.

    Quelle: Magazinbeitrag VFP Heft 4/2013

     

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    ... Bühne frei für die neuen Repräsentanten deines inneren Kindes! Welches könnte Deines sein???

    Es zeigt sich immer wieder, dass die Arbeit mit dem inneren Kind ein sehr hilfreiches und spannendes Werkzeug zur Lösung von Kindheits-Traumas sein kann.


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  • Was ist  Somatic Experiencing (SE)®  
    und wie läuft eine Sitzung ab?

    Meine Trauma-Arbeit basiert hauptsächlich auf der Grundlage von Peter Levine's Somatic Experiencing.

    Diese Methode ist körperzentriert und ressourcenorientiert. Es geht dabei in erster Linie um Orientierung und Sicherheit, denn dies sind die Grundlagen für ein reguliertes Nervensystem.

    Vieles aus der Polarity-Arbeit fliesst dabei mit ein, wie zum Beispiel das Pendeln zwischen zwei Polen, welches die blockierte Energie wieder ins Fliessen bringt.

    
In diesem kurzen Video wird auf einfache Weise die wesentliche Grundlage erklärt.

    Somatic Experiencing ist eine ganzheitliche körperpsychotherapeutische Behandlungsmethode, die Dr. Peter Levine (Dr. med. und Dr. der Psychologie) aus seiner Tätigkeit mit traumatisierten Menschen und seinen umfassenden Forschungen entwickelt hat. Sein Ziel mit SE ist es, Traumasymptome mithilfe eines naturgemäßen Ansatzes aufzulösen und zu transformieren.

    Traumasymptome entstehen/bilden sich nach den Erkenntnissen von Dr. Levine, wenn sich Menschen aus der Erstarrung, die sie in der traumatischen Situation erfahren haben, nicht vollständig lösen können oder der Prozess des „Auftauens aus der Erstarrung“ aus verschiedenen Gründen unterbrochen wird. Die auftretenden Traumasymptome wie Angst, Übererregung, Schlafstörungen, Alpträume sind der Versuch des Organismus, die im Körper verbliebene Energie in feste Bahnen zu lenken und einzugrenzen.

    Seine Behandlungsmethode besteht darin, diesen Prozess des Erstarrens in traumatischen Situationen und des Auftauens danach zu einem Ende, zu einem Abschluss zu bringen. Experten sprechen oft auch davon „eine unterbrochene Handlung zu Ende zu bringen“. Dafür bezieht Levine die Regionen ein, die er ein „merkwürdig neues Land“ nennt, eben die Regionen, die das instinktive Verhalten und die genetisch codierten Aktionspläne beheimaten. Hierzu gehören die beiden bekannteren Kampf- und Fluchtreaktionen ebenso wie die weniger bekannte Reaktion des Erstarrens. (Dr. Peter Levine, 1998)

    Menschen fürchten sich oft vor der Erstarrungsreaktion und auch den körperlichen Reaktionen des „Auftauens“, da dieser Prozess häufig mit körperlichem Zittern und starken Erregungszuständen einhergeht. Daher wird dieser natürliche Prozess auch kognitiv negativ bewertet und somit abgewehrt und unterdrückt. Objektiv ist dieser Prozess ein Geschenk der Natur an uns, da dadurch das innere Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann.

    Parallel ein Blick ins Tierreich; Tiere haben keine Traumata, solange sie in freier Wildbahn leben. Für Tiere ist es natürlich, nach einer Flucht, einem Kampf oder einer Erstarrung die restliche Energie aus der Situation abzuschütteln. Beobachtet man diese Tiere in freier Wildbahn, z. B. einen Hasen oder eine Antilope nach einer Flucht, ist ein starkes Zittern zu erkennen. In manchen Tierfilmen ist dies sehr gut sichtbar.

    Dr. Levine arbeitet über „felt sense“, das „ganzheitliche innere Erleben“. Mittels einfacher Übungen verdeutlicht er, dass es körperliche Reaktionen auf geistige Eindrücke und Gegebenheiten gibt und ebenso umgekehrt. Er übt mit traumatisierten Menschen diese ohne intellektuelle Bewertung wahrzunehmen und zuzulassen.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Ressourcen. Levine erarbeitet und unterscheidet zwischen inneren und äußeren Ressourcen und pendelt im Therapieverlauf zwischen Trauma und ressourcevollen Zuständen, wobei die Ausschläge beim Pendeln allmählich größer werden, bis die traumatische Situation mit einbezogen wird. Das Trauma wird dabei allerdings nicht zeitlich linear durchgearbeitet, sondern Levine geht mit dem Prozess, der sich ergibt. Oftmals mischen sich Bilder der traumatischen Situation mit ressourcevollen Bildern, begleitet von körperlichen Reaktionen, die begleitend auftauchen, wenn die „traumatische Situation“ zu einem Ende gebracht werden kann. Sehr wichtig und hilfreich ist dabei die Erkenntnis der Gehirnforschung, dass die auftretenden Bilder passiert sein können, allerdings nicht 1:1 mit der erlebten Vergangenheit übereinstimmen müssen. 

    Levine beschäftigt sich intensiv mit Akuttraumatisierungen – Schocktrauma bei Erwachsenen, bei Kindern, mit Langzeittraumatisierten – Entwicklungstrauma und auch mit dem Phänomen von Gruppentraumatisierungen.

    Quelle: Magazinbeitrag VFP Heft 4/2013

  • Neurogenes Zittern oder TRE

    (Tension and Trauma Release Exercises) ist die angeborene Fähigkeit unseres Körpers, Anspannungen abzubauen und unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

    Diese 7 einfachen Übungen sind eine wunderbare Unterstützung zum Stressabbau und zur Traumabewältigung.

    Das Wörtchen „neurogen“ bedeutet dabei, dass es sich um eine körperliche Reaktion handelt, die man nicht bewusst herbeiführen oder steuern kann. In bestimmten Situationen zittert der Körper einfach. Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: beim Sport oder im Yoga, bei Kälte, in einer aufregenden Situation, vor Freude, aus Angst und Furcht, nach einem Unfall, bei einer Geburt, im Fieber oder in der Wut und im Zorn. Vielleicht haben Sie das Zittern auch bei Ihren Kindern oder Ihren Haustieren schon bemerkt.

    Neurogenes Zittern ist etwas Existenzielles, das alle Säugetiere gemeinsam haben. Es löst die Anspannungen, die der Körper bei starken inneren, emotionalen und äußeren Einflüssen aufbaut. Es bringt Sie in Ihre innere Ruhe und Gelassenheit zurück. Es verbessert Ihre Belastungsfähigkeit und Ihre sozialen Beziehungen.

    Das Aktivieren der Selbstheilungskraft lässt auch Schmerzen und Ängste nach und nach einfach verschwinden. Alte Heiltraditionen nutzen die Kraft des unwillkürlichen Zitterns seit Jahrtausenden. In indigenen Traditionen und Tänzen hat das neurogene Zittern seinen festen Platz in der Menschheitsgeschichte.

    Seit dem Anfang dieses Jahrtausends – genauer seit 2005, der ersten Veröffentlichung der TRE-Übungen von David Berceli – gibt es sieben einfache und leicht nachvollziehbare Körperübungen, mit denen das neurogene Zittern für die Befreiung und Entlastung von körperlichen und seelischen Beschwerden auch bei uns in der westlichen Kultur eingesetzt wird. TRE steht für „Tension and Trauma Release Exercises“, also für Anspannung und Trauma lösende Übungen. Die einzelnen Übungen sind Ihnen möglicherweise schon aus Kursen zur Körperwahrnehmung, zur Selbsterfahrung oder speziellen Sportarten bekannt. Neu ist an TRE die systematische Abfolge, die Sie in kurzer Zeit ins neurogene Zittern bringt.

    Neurogenes-Zittern.jpg

    Dies wäre das Buch dazu:

    oder YouTube-links zu den Übungen:
    -> Neurogenes Zittern mit TRE® Tension and Trauma Release Exercises - das Video zum Buch
    -> TRE -kompakte Demonstration des "Neurogenen Tremor" mit reichlich Erklärungen.
    -> TRE: A condensed explanation - David Berceli